Zum Ferienstart in Baden-Württemberg erwartet der ADAC noch mehr Verkehr als in den Vorjahren. Das Ministerium rät zum Umstieg auf Bus und Bahn.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Stuttgart - Im vergangenen Sommer war es schon heftig. In diesem Jahr dürfte es auf den Autobahnen im Land noch schlimmer werden. So lautet die Stauprognose des ADAC in Stuttgart für die Sommerferien, die am Donnerstag beginnen. Auch beim baden-württembergischen Verkehrsministerium rechnet man mit einem hohen Verkehrsaufkommen. „Wir empfehlen allen Verkehrsteilnehmern, Reisen mit Alternativrouten vorzubereiten, die aktuellen Verkehrsnachrichten zu berücksichtigen und, wenn möglich, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen“, heißt es in einer Mitteilung des Stuttgarter Ministeriums.

 

Warum wird es diesmal noch schlimmer?

Nachdem Flugreiseziele wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten wegen der angespannten politischen Situation Buchungsrückgänge von 40 Prozent und mehr zu verzeichnen hätten, liege die Urlaubsfahrt im eigenen Auto wieder im Trend. Gardasee statt Belek laute die Devise, sagt der ADAC-Sprecher Reimund Elbe. Hinzu kämen günstige Wetterprognosen für die kommenden Wochen. Dadurch dürften Kurzurlauber und Kurzentschlossene verstärkt auf die Autobahnen drängen. Zudem gibt es zahlreiche Baustellen.

Wo werden die meisten Behinderungen im Land erwartet?

Die Baustellen sind die klassischen Nadelöhre. An 20 Stellen im Land wird laut dem Ministerium in den Sommerferien gearbeitet. Sie hat das Ministerium als Stauschwerpunkte identifiziert (siehe Grafik). Der ADAC erwartet die größten Probleme an der Großbaustelle am Leonberger Dreieck (A 8/A 81). Zudem dürfte es am Weinsberger Kreuz und auf der Autobahn 6 in Richtung Mannheim eng werden. Auch an den Grenzübergängen ist mit Staus zurechnen, da der Terrorgefahr wegen wieder kontrolliert wird.

Warum werden die Bauarbeiten für die Sommerferien nicht ausgesetzt?

Zum einen sei dies nicht sinnvoll, weil eine halb fertige Straße ebenfalls den Verkehrsfluss behindere, sagt eine Sprecherin des Verkehrsministeriums. Wenn etwa der alte Deckbelag abgetragen, der neue aber noch nicht aufgebracht sei, würde dies den Verkehr ausbremsen. Zum anderen würde eine Unterbrechung die Baumaßnahmen stark verteuern. Schon allein die Einrichtung einer Baustelle sei sehr aufwendig und nehme manchmal mehrere Tage in Anspruch. Außerdem: Wenn das Bundesverkehrsministerium schon einmal Geld für die Sanierung der Autobahnen im Land bereitstelle, wolle man es auch verbauen.

Aber warum sieht man dann oft Baustellen, auf denen niemand arbeitet?

Das täusche, sagt der Sprecher es Verkehrsministeriums, Edgar Neumann. An Brücken seien die Arbeiter oft an uneinsehbaren Stellen zu Gange. Manchmal müsse ein neuer Belag auch aushärten, so dass pausiert werde: „Als der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein Meldesystem für Schlafbaustellen einrichten wollte, haben wir nachweisen können, dass es solche bei uns nicht gibt.“

Wann ist eine günstige Reisezeit?

Die ersten beiden Ferienwochen sind besonders kritisch, weil dann in allen Bundesländern sowie in den Niederlanden und Skandinavien Sommerferien sind. Dabei werden sich An- und Abreisewellen überlagern. Der ADAC empfiehlt, in dieser Zeit den Dienstag oder Mittwoch als Reisetag zu nutzen. An den Wochenenden werde es hingegen verstopfte Autobahnen geben, wohin das Auge reiche. Wer in aller Frühe losfährt, kann allerdings Glück haben. Die höchste Staugefahr sieht der ADAC am Samstag von 11 Uhr an und am Sonntag von 14 Uhr an. Am vollsten sind die Autobahnen übrigens freitags zwischen 14 und 19 Uhr.

Kann man wenigstens dafür sorgen, dass weniger Lastwagen unterwegs sind?

Der Bundesverkehrsminister kann und tut das. Auf bestimmten Strecken hat er das sonntägliche Lastwagenfahrverbot für Juli und August auf die Samstage ausgeweitet. Betroffen davon sind in Baden-Württemberg Teile der A 5, die A 6, die A 7 südlich von Ulm, die A 8, die A 81 von Zuffenhausen bis Gärtringen und die Bundesstraße 31 zwischen Stockach und Sigmarszell.

Wo kann man sich über Staus und Baustellen informieren?

Neben dem Verkehrsfunk im Radio gibt es im Internet das amtliche Baustelleninformationssystem der Straßenbauverwaltung Baden-Württemberg. Wer den Angaben nicht traut, dem hilft der eigene Augenschein: Für besonders belastete Bereiche an Autobahnen und Bundesstraßen liegen unter www.svz-bw.de Kamerabilder vor, die im Minutentakt aktualisiert werden.