New York ist am Ende und seine Menschen auch: in Adam Sternberghs Endzeitkrimi „Spademan“ kämpft der titelgebende Held als Auftragskiller mit Grenzen gegen einen mächtigen Fernsehprediger.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - New York ist am Ende, die Reichen haben sich zurückgezogen, die Armen kämpfen ums Überleben. Das ist das Umfeld, in dem Adam Sternbergh seinen Endzeitkrimi „Spademan“ angesiedelt hat. Der düstere Held, einst halbwegs bürgerlich bestallter Müllmann, hat die Branche gewechselt und arbeitet jetzt als Auftragskiller. Sein Werkzeug: ein im Stahlkappenschuh verstecktes Teppichmesser, das er präzis und ohne Hemmungen einsetzt. Denn nachdem seine Frau Opfer eines Terroranschlages wurde – eine schmutzige Bombe hat die U-Bahn am Times Square verwüstet –, gab es für ihn keinen Halt im alten Leben mehr.

 

Spademan erfüllt jeden seiner Aufträge. Nur Kinder tötet er aus Prinzip nicht. Und so ist es für ihn auch keine Frage, dass er eine junge Frau verschont, als er von ihrer Schwangerschaft erfährt. Die 18-Jährige ist die Tochter des ebenso reichen wie mächtigen Predigers T.K. Harrow, der aus bestimmten Gründen sein Kind aus dem Weg räumen will.

Spätestens an dieser Stelle kommt eine zweite Ebene ins Spiel, denn die New Yorker der Zukunft sind versessen auf die sogenannte Limnosphäre, eine virtuelle Parallelwelt, die „das alte Internet abgelöst hat“ und in der alles möglich ist. Vor allem die Reichen haben luxuriöse Betten, in denen sie sich, schlafend und überwacht von Krankenschwestern, ihren Träumen und Fantasien hingeben; für die Ärmeren müssen es spartanischere Anlagen tun. Das Ganze gleicht einer kollektiven Flucht in eine Opiumhölle. Mit dem Unterschied, dass die Träumer durchaus andere Menschen in ihre Horrorvisionen einbeziehen und bestialisch quälen können.

Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Spademan nicht nur in der Realität, sondern auch in der Limnosphäre gegen Harrow antritt. Seine Chancen, heil aus der Sache herauszukommen und auch noch die junge Frau samt Kind zu retten, sind freilich sehr gering.

Spademan ist die atmosphärische dichte Schilderung einer Millionenstadt am Abgrund – sprachlich in sich geschlossen, formal geschickt konstruiert. Wer aufs Subgenre der Endzeitkrimis steht, wird von Adam Sternbergh gewiss nicht enttäuscht.

Adam Sternbergh: „Spademan“ (Originaltitel: Shovel Ready). Roman. Aus dem Englischen von Alexander Wagner. Heyne Hardcore Paperback, München 2014. 304 Seiten, 14,99 Euro. Auch als E-Book, 11,99 Euro; als ungekürztes Hörbuch, 11,99 Euro; und als Hörbuch-Download, 9,95 Euro.