Der Bürgerentscheid ist eindeutig ausgefallen. Eine klare Mehrheit in Adelberg lehnt es ab, das Wellenbad und den Campingplatz an einen Investor zu verkaufen.

Adelberg - Die Adelberger Bürger haben entschieden. Das Wellenbad Montemaris und der Campingplatz werden nicht an die Investorengruppe um den Friedrichshafener Geschäftsmann Wolfram Wäscher verkauft, wie es die Gemeindeverwaltung vorgeschlagen hatte. 1263 von 1623 Adelbergern (77,4 Prozent) haben die Gelegenheit zur Mitsprache in dieser kommunalpolitisch hochbrisanten Angelegenheit genutzt. 691 Bürger (55 Prozent) votierten gegen den Verkauf dieser Immobilien. 410 Stimmen hätten gereicht.

 

Kurz nach der Auszählung muss die Bürgermeisterin Carmen Marquardt die Niederlage erst einmal verdauen. „Damit habe ich nicht gerechnet, ich habe gehofft, dass wir eine Mehrheit bekommen“, sagte sie. Und: „Wir haben wieder keine Lösung.“ Aber das sei Demokratie. Die Gemeindeverwaltung müsse nun nach neuen Wegen suchen. „Aber diese werden steinig.“

Der Etat der Gemeinde ist überlastet

Sorgen bereiten der Rathauschefin vor allem die finanziellen Folgen des Bürgerentscheids. Das defizitäre und deshalb stillgelegte Freizeitgelände belastet den Gemeindeetat noch immer mit jährlich 100 000 Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schurwaldgemeinde 1,75 Millionen Euro inklusive Zinsen an Gewerbesteuern zurückbezahlen muss.

Abschreckung für Investoren?

„Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie wir unseren Haushalt überhaupt noch ausgleichen können“, sagte Marquardt. Sie befürchtet, dass das jahrelange Ringen um die Frage, was aus dem Montemaris und dem Campingplatz werden soll, auf eventuelle Investoren abschreckend wirken könnte. „Ich gehe davon aus, dass keiner mehr freiwillig nach Adelberg kommt.“

Mehr als 200 Bürger hatten mit ihrer Unterschrift das Bürgerbegehren der Initiative Attraktivität für Adelberg unterstützt und damit den Weg geebnet für den Bürgerentscheid am Sonntag. Die Initiative machte sich dafür stark, dass Montemaris und Campingplatz besagter Investorengruppe mit dem Frontmann Wäscher überlassen werden, die auf dem Gelände einen sogenannten Bio-Vital-Park mit Freizeitangeboten für Familien, Gesundheitstouristen und Naturliebhaber errichten wollte. Der Campingplatz sollte mit hochmodernen Caravanstellplätzen und mobilen Ferienhäusern ausgestattet werden. Als Kaufpreis bot die Gruppe 850 000 Euro, 50 000 Euro mehr, als Gutachter als Wert für die Immobilien ermittelt haben.

Zweifel an der Investorengruppe

Doch nicht alle Adelberger fanden die Investorengruppe, allen voran den umstrittenen Friedrichshafener Geschäftsmann Wäscher, vertrauenserweckend. Deshalb machte das Forum Adelberg für Adelberg, ein entschiedener Gegner des Verkaufs an Wäscher und Co., vor dem Bürgerentscheid mobil. Die Initiative verteilte Flyer, die die Zweifel in dem in dieser Frage ohnehin schon tief gespaltenen Ort weiter schürte. Wie berichtet, befürchteten die Mitglieder des Forums, dass das Gelände zu einem Schleuderpreis verkauft wird.

Alte Streitpunkte wiederbelebt

Außerdem griffen sie wieder Streitpunkte auf, die längst geklärt schienen. So wird in dem Faltblatt etwa erwähnt, dass man das Montemaris für nur 300 000 Euro zu einer Gemeindehalle umbauen könne. Gutachter hatten bei einer der Bürgerversammlungen in den Jahren zuvor deutlich gemacht, dass dies grundsätzlich möglich, aber finanziell und funktional nicht sinnvoll sei.

Die Bürgermeisterin hatte zwar prompt auf diese Anwürfe reagiert und in einer Gegendarstellung von „unwahren Behauptungen“ gesprochen, konnte offenbar aber die Mehrheit der Bürger mit ihren Argumenten nicht mehr erreichen.