Früher wurde der Projektor aus Schorndorf hergekarrt – inzwischen ist auch das Open-Air-Kino der Zachersmühle digital – und trotzdem ein Auslaufmodell.

Adelberg - Es sei nicht prophetisch zu verstehen, dass der Zollywood-Open-Air-Kinosommer nach 24 Jahren am Mittwoch ausgerechnet mit dem Film „Happy Burn-out“ in die letzte Runde gehe, betont Herbert „Hebe“ Klöpfer. „Wir haben nicht den Burn-out, wir haben keine finanziellen Probleme, und wir haben auch keine sonstigen Probleme – aber man muss auch mal etwas loslassen können“, sagt Klöpfer, der seit mehr als drei Jahrzehnten eine der tragenden Säulen des Kulturprogramms in dem Ausflugslokal bei Adelberg ist.

 

Der Anspruch des Publikums steigt

Loslassen, das möchte er im Guten, solange alles noch läuft. Einfacher sei die Organisation des Open-Air-Kinos nämlich nicht geworden. Der Enthusiasmus der Helfer lässt nach, der Anspruch des Publikums steigt. So einfach mal einen Projektor ankarren und einen Film abspulen, wie zu Beginn, damit ist es nicht mehr getan.

Dabei hatte alles, wie das meiste in der Mühle, recht spontan und improvisiert begonnen. Mit dem Film „Blade Runner“, den man aus einem Fenster über dem Mühlrad im Biergarten auf eine Leinwand projiziert hatte. Bald darauf fand der Umzug auf die Wiese am Bach hinter der Zachersmühle statt. Seither gehören an guten Abenden das Zirpen der Grillen zu Popcorn, Lagerfeuer und Fassbier zum Vorprogramm, die Glühwürmchen zum Showdown.

Auf den Kinomacher geht sogar eine Bauernregel zurück

Zum jährlichen Freiluftkino-Ritual gehört aber auch der bange Blick zum Himmel. Wolken am Nachmittag, ein Schauer am Abend können Klöpfer die Rechnung verhageln. „Da kann es dann abends so lau sein, wie es will, wenn es nachmittags schlecht aussieht, denkt abends keiner ans Open-Air-Kino“, berichtet er. Andererseits kommen Stammgäste mit Regenponchos, langen Unterhosen, schütte es, was es wolle. Gefühlt wird das Wetter sowieso immer schlecht, wenn die Zachersmühle ihr Kino startet. Im Umland kursiert Klöpfer zufolge eine Bauernregel, die besagt: „Wenn der Hebe sein Kino anfängt, sollte man das Heu in der Scheune haben.“

Verschlammte Wiesen, Stromausfälle, Vorführungen vor 800 Zuschauern oder auch mal nur acht, Personal inklusive, das alles hat es an der Zachersmühle schon gegeben. Den Rekordbesuch verzeichnete Zollywood übrigens im Jahrhundertsommer 2003 bei der Wende-Komödie „Good bye Lenin“ mit Daniel Brühl. „Wir waren im T-Shirt schwitzend bei ‚Honig im Kopf‘. Wir standen im Schlamm bei ‚Herr der Ringe‘, und der Juli-Glühwein schmeckte besonders gut bei ‚Easy Rider‘“, erinnert sich Herbert Klöpfer. Die Nächte waren mal lau, mal eiskalt. Nur ein einziges Mal hat sich Herbert Klöpfer dazu entschlossen, einen Film gar nicht zu zeigen. Das bereue er aber bis heute, räumt er ein.

Früher wurde der Projektor aus Schorndorf hergekarrt

Längst werden die Filme, die Hebe Klöpfer bereits Monate zuvor gemeinsam mit seinen Mitstreitern auswählt, nicht mehr auf dem monströsen Projektor abgespult, den man aus der Manufaktur in Schorndorf herantransportieren musste, sondern mit moderner Digitaltechnik gezeigt. Längst passé ist auch das finanzielle Bangen. Sponsoren sind der Garant dafür, dass das Kino kein Flop wird. Und dennoch ist es für Klöpfer an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

„Loslassen, damit man die Hände frei hat“, zitiert er einen Spruch, der sich im Schankraum wiederfindet. „Man muss ja auch sagen, dass wir nicht mehr die Einzigen sind. Es gibt mittlerweile einige Open-Air-Kinos. Wir können uns mehr auf die Tiere konzentrieren, das Eseltrekking, das Eselfest, und dann gibt es bei uns ja noch jede Menge anderes Kulturprogramm“, sagt Klöpfer. Viel Zeit zum Gespräch hat er nicht. Die Leinwand, der Barwagen, 600 Stühle, alles muss bis zum Mittwoch aufgebaut werden – ein letztes Mal.

Open-Air-Kino Zollywood und mehr

Programm
Gezeigt werden am 12. Juli: Happy Burnout 13. Juli: Hidden Figures14.Juli: Plötzlich Papa15.Juli: LaLaLand16. Juli: Lommbock17. Juli: Manchester by the Sea18.Juli: Monsieur Pierre geht online19. Juli: Lion – der lange Weg nach Hause20. Juli Ein Dorf sieht schwarz, 21. Juli: Die Jahrhundertfrauen 22. Juli: Willkommen bei den Hartmanns.

Beginn:
Die Kasse öffnet um 20.30 Uhr. Filmbeginn ist um 21.30 Uhr. Der Eintritt kostet 8 Euro. Empfohlen werden warme Kleidung, gutes Schuhwerk und eine Decke.

Konkurrenz
Open-Air-Kino gibt es im Kreis Göppingen unter anderem am 15. Juli, dem Schlosshofwochenende, in Dürnau, am 8. und 9. August im Landschaftspark Grüne Mitte in Rechberghausen, vom 31. Juli bis 3. August im Schlosshof in Donzdorf, vom 3. bis 5. August im Göppinger Schlosshof, von 16. bis 18. und vom 22. bis zum 24. August im Kurpark Bad Überkingen sowie vom 27. bis 30. Juli als Sommernachtskino in der Geislinger Altstadt.