Exklusiv Das Trikotdesign der Nationalelf erhitzt die Gemüter. Der Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank weiß das nur zu gut. Die StZ-Autorin Simone Höhn hat ihn gefragt, was er sich dabei gedacht hat. Die Antwort fällt überraschend aus.

Stuttgart - Noch nie hat ein WM-Trikot des DFB so viel Furore gemacht wie das aktuelle. Der Adidas-Chefdesigner für Fußballbekleidung, Jürgen Rank, hat die farbliche Revolution des Designs zu verantworten. Im Interview spricht er über die Reaktionen der Fans, blickt zurück auf gelungene und weniger gelungene Leibchen der Nationalelf und erklärt seine Trikotkreation für 2014.

 
Herr Rank, nach der Präsentation der Trikots Ende vergangenen Jahres für die WM 2014 erging ein regelrechter Shitstorm über Adidas. Was denken Sie heute darüber?
Jürgen Rank nimmt die Reaktionen auf sein Design sportlich. Foto: Wiemann
Die Reaktionen waren so heftig wie noch nie, das hat uns schon überrascht. Ich weiß nicht, ob es am Design allein liegt, das natürlich neu, modern und mutig ist. Traditionalisten tun sich damit erst mal schwer. Ich denke auch, dass sich der Fußball insgesamt verändert hat, er noch präsenter geworden und ein größeres Aushängeschild für Deutschland ist. Da schlagen natürlich auch die Emotionen höher. Die positiven Reaktionen überwiegen allerdings.
Selbst der ehemalige Adidas-Designchef und Modeschöpfer Michael Michalsky war nicht begeistert vom neuen Design.
Ja, aber das nehme ich sportlich. Der Michael hat mich 2004 eingestellt, ich habe ihn als echt guten Typen und Chef kennengelernt. Er ist einfach ehrlich und sagt, was er denkt. Da seine Mode sehr dezent und reduziert ist, kann ich gut nachvollziehen, dass ihm das etwas zu viel Design ist. Wir sind aber überzeugt, dass es an der Zeit war, ein etwas lauteres Zeichen zu setzen.
Vor allem das dominante Rot auf der Brustpartie hat bei manchen Irritationen hervorgerufen. Bitte erklären Sie uns, was Sie damit im Sinn hatten.
Die Farbe Rot steht für Energie und Dynamik, die verschiedenen Rottöne sind eine Neuinterpretation der deutschen Flaggenfarben. Die V-Form des Designs steht für Victory. Es soll ein Ausrufezeichen gesetzt werden für die Mannschaft, die so oft knapp davor war, den Titel zu holen. Nach dem Motto: „Achtung, hier kommen wir, um den Titel zu holen!“
Mit dem neuen weißen Outfit klappt es also auch mit dem WM-Titel?
Das wäre natürlich das Beste, was passieren könnte! Aber im Ernst: die Nationalelf hat bereits dreimal in weißen Hosen gespielt – die Farbe, die ja für viele auch einen Traditionsbruch darstellt. Und das jedes Mal erfolgreich oder zumindest unentschieden: 1966 gegen Argentinien, 1970 gegen Uruguay und 1974 gegen Polen. Ein gutes Omen sind die weißen Hosen in jedem Fall.