In der Lindenspürstraße ist eine Musterwohnung eingerichtet, die mit allen Schikanen ausgestattet ist. Senioren mit körperlichen Einschränkungen wird gezeigt, welche technischen Hilfsmittel es gibt, dank derer man noch gut in der eigenen Wohnung zurecht kommt.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Die Probleme fangen bereits vor der Wohnung an: Wie überwindet man die steilen Stufen? Wo ist der Handlauf? Wo ist die Rampe für den Rolli? Anja Schwarz vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KJVR), erläutert einem knappen Dutzend Senioren auf was sie achten müssen, wenn sie ihre Wohnung altersgerecht umbauen wollen. In der Lindenspürstraße hat der KJVR eine Musterwohnung eingerichtet, die mit allen Schikanen ausgestattet ist. Der FDP-Senioren wollen sich alles vorführen lassen. Noch sind sie fast alle fit, doch wollen sie gerüstet sein, wenn ihnen mal nicht mehr alles leicht von der Hand geht.

 

Einer der Gäste im Musterhaus schiebt einen Rollator vor sich her. Er hat vor drei Jahren einen Schlaganfall erlitten. Sein linkes Bein ist in der Bewegung eingeschränkt. Wo auch immer er hinkommt, scannt er zuerst den Fußboden ab. „Neulich war ich beim Arzt. Der hatte Fußmatten ausgelegt. Für mich sind das Stolperfallen. Das gelähmte Bein bleibt einfach dran hängen.“ Der Mann und seine Frau haben sich der Führung angeschlossen, weil sie überlegen, ob sie ihr Badezimmer umbauen. Denn auch dort lauern Gefahren. Im Musterhaus ist zu sehen, wie man eine ebenerdige Dusche ins Bad einbaut oder seine Toilettenschüssel mit einem Aufsatz ausstattet. Auffallend in diesem Bad sind die vielen Haltegriffe. „Im Grunde braucht man überall in der Wohnung Haltegriffe, wo an den Wänden Flecken sind“, sagt Schwarz. Denn das seien jene Stellen, an denen man häufig tastend nach Halt suche.

Der Herd denkt mit

Äußerst komfortabel mutet die Küche an: Per Knopfdruck öffnen sich Türen, fahren die Hängeschränke eine Etage tiefer, rollen Einlegebretter hervor, sodass man sich weder zu strecken noch zu bücken braucht. „Das ist echter Luxus“, sagt der Mann mit dem Rollator. Dabei sind die Möbel keineswegs klobig oder verströmen Krankenhauscharme – im Gegenteil ihr Design ist schlicht, kompakt und hochmodern. Die Kochfelder am Herd sind mit Sensoren ausgestattet. Die Platten werden abgeschaltet, wenn kein Topf auf dem Herd steht. „Wenn man natürlich versehentlich eine Tupperschale drauf stellt, nützt die Automatik auch nichts“, warnt die Sozialpädagogin Anja Schwarz.Das Schlafzimmer im Musterhaus ist für Menschen eingerichtet, die es kaum mehr aus dem Bett schaffen. Das Bett ist unter anderem mit einem Motor ausgestattet, der den Rost samt Matratze nach oben fährt, sodass eine pflegende Person besser an den Bettlägrigen herankommt – beispielsweise, um ihn zu waschen oder umzubetten. Der Bettvorleger ist eine so genannte Weglaufmatte, die Angehörige alarmiert, wenn sie betreten wird.

Mobiles Bad im Schlafzimmer

Sehr interessiert zeigen sich die Senioren am Pflegecenter, einem mobilen Bad, das man in jedem Zimmer mit Wasseranschluss installieren kann kann. Auf nur einem Quadratmeter finden Dusche, Waschbecken und die Toilette mit einer Häckselanlage Platz. Die Besonderheit des Pflegecenters ist der mobile Duschsitz mit Toilettenausschnitt. Er kann so weit aus dem Pflegecenter herausgefahren werden, dass der Patient sich gefahrlos darauf setzen kann. Ohne Kraftaufwand ist es dem Patienten möglich, in das Pflegecenter zurückzugleiten. Das heißt, der Bettlägrige kann selbstständig auf die Toilette gehen, was für das Selbstwertgefühl der meisten Menschen eine erhebliche Rolle spielt. Das Musterhaus hält auch ein paar vergleichsweise simple Geräte parat wie die Fernbedienung zum Anschalten von Lampen und anderen Elektrogeräten.

Auch ein Hausnotruf mit Mobilteil lassen sich die Senioren bei der Führung erklären. Der Herr mit Rollator hat bei der Musterhausführung eine paar Inspirationen erhalten, am liebsten würde er seine Küche umbauen lassen. Die beweglichen Wandschränke haben es ihm angetan.