Sie sei bei seinen Tätigkeiten als Rentner „einfach mit angefallen“, sagt Klaus Krombholz über seine Doktorarbeit. Der 79-jährige Ingenieur, schrieb an der Uni Hohenheim eine Dissertation.

Stuttgart - Sie sei bei seinen Tätigkeiten als Rentner „einfach mit angefallen“, sagt Klaus Krombholz über seine Dissertation. Der 79-jährige Ingenieur, der zu DDR-Zeiten im „Kombinat Fortschritt“ gearbeitet hatte, hat jetzt an der Uni Hohenheim eine Dissertation zur Geschichte der deutschen Landmaschinenindustrie erfolgreich abgeschlossen – als ältester Doktorand. Es ist bereits seine zweite.

 

Das Thema begleite ihn schon sein ganzes Leben. „Ich hab sehr früh den Beruf Landmaschinentechnik gewählt und bin dabei geblieben“, erzählt der gebürtige Tscheche, der in Sachsen-Anhalt zur Schule gegangen ist und an der TU Dresden studiert hat. Landmaschinentechnik natürlich. Schon damals setzte er noch eine Promotion drauf. „Man muss ein Gespür haben für Aufgaben und Lösungskonzepte“, sagt er. Das kam ihm auch im Beruf zugute, wo er Leitungspositionen innehatte. Doch das „Kombinat Fortschritt“, der größte Landmaschinenhersteller der DDR, hatte sich 1990, nach dem Mauerfall, erledigt. Das Folgeunternehmen wurde privatisiert. Erst übernahm die Günzburger Firma Mengele, dann ein amerikanischer Konzern „die Reste“, wie Krombholz es nennt. „Da war ich 60, und meine Englischkenntnisse waren nicht auf dem gewünschten Niveau.“

Auch den Ruheständler treibt Geschichte der Landtechnik um

Also habe er sich selbstständig gemacht und sei als Freiberufler an den Bodensee nach Stockach gezogen. Doch wer vermutet, dass Krombholz dort jede Menge an bestens restaurierten historischen Landmaschinen in der Scheune stehen hat, liegt falsch. „Das ist nicht mein Thema“, sagt er. „Mein Thema ist: Was hat die Landtechnik bewegen können? Wie hat sie auf die Produktivität Einfluss genommen? Was war Auslöser für Veränderungen?“ Auch im Ruhestand, in den er 2003 wechselte, trieb ihn das um. Vier Bücher habe er darüber geschrieben. Außerdem beteiligte er sich daran, Archivbestände, darunter auch die Zeitschrift „Deutsche Agrartechnik“, zu digitalisieren, gemeinsam mit dem Institut für Agrartechnik der Uni Hohenheim. Der Kontakt war also geknüpft.

Und natürlich ließ der 79-Jährige keinen Feldtag an der Uni Hohenheim aus – bei dem jährlichen Event präsentiert die Uni ihre historischen Landmaschinen bei der Arbeit. Die Idee einer erneuten Promotion sei ihm bei seinem letzten Buch gekommen, sagt Krombholz. Der Titel: „Unternehmen und Personen der deutschen Landmaschinenindustrie“. „Da hab ich gedacht, da könnte ich eine wissenschaftliche Arbeit dazu machen.“ Und so habe er einfach den Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert angeschrieben – und konnte schließlich bei Karlheinz Köller promovieren, der das Fachgebiet Verfahrenstechnik in der Pflanzenproduktion geleitet hat. Auch künftig werde ihn das Landtechnikthema beschäftigen, so Krombholz. Während die Landwirte Landwirtschaft 4.0 machen wollten, befasse er sich damit, „was Landwirtschaft 1, 2 und 3 war“.

Lange Reisen und ein kleiner Garten

Das Leben genießen? Ja, das tue er auch. Nicht nur am schönen Bodensee, sondern auch auf Reisen. „Wir haben mittlerweile das vierte Wohnmobil“, erzählt er. Mehr als 320 000 Kilometer sei er mit seiner Frau unterwegs gewesen. Höhepunkt: vor zehn Jahren die Reise von Feuerland nach Alaska. Und er habe einen kleinen Garten, allerdings 700 Kilometer weit weg, am alten Wohnort nahe Dresden, samt Datsche. Aber den werde er wohl irgendwann aufgeben müssen, aus Altersgründen. Und vom Wohnmobil auf Kreuzfahrtreisen umsteigen. Aber natürlich müsse er auch seine vier Bücher neu bearbeiten.