In Freiburg wird eine zentrale Stelle in der Innenstadt neu gestaltet – im Stil einer südländischen Piazza. Was viele Bürger daran stört: die Fläche soll fast komplett mit grauem Basalt gepflastert werden.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Ein neuer Platz soll zwischen dem Freiburger Stadttheater, der Universität und der oberirdisch komplett umgebauten Unibibliothek entstehen. Seinen Namen hat er von dem ehemaligen jüdischen Gotteshaus, das dort stand, bis es die Nazis 1938 in Brand steckten: Platz der Alten Synagoge. Geteilt wird der Raum zwischen den Gebäuden künftig nur noch von einer – noch zu bauenden – Straßenbahnlinie. Ansonsten soll eine Art Piazza nach südeuropäischem Vorbild entstehen, ein Platz zum Flanieren, zum Verweilen und für kulturelle Veranstaltungen, sozusagen die neue Mitte Freiburgs.

 

Lange schon wird in und außerhalb des Gemeinderates debattiert, wie der elf Millionen Euro teure Platz gestaltet werden soll, der Gemeinderat hat dann vor der Sommerpause beschlossen, was der Gestaltungsbeirat, bestehend aus dem Baubürgermeister und namhaften Architekten, darunter Albert Speer, ihm unterbreitet hat. Unzufriedenheit ruft vor allem hervor, dass der gesamte Platz gepflastert wird. Die Wiese vor dem Kollegiengebäude II der Universität soll verschwinden. Lediglich ein Wasserbassin, in dem auch der Gedenkstein für die Synagoge Platz findet, soll nach diesen Plänen etwas Erfrischung bieten, ein paar Bäume sollen etwas Schatten spenden.

An Sommertagen wird es heiß werden

„Es wird ein deftiger Backofen“ in der Sommerzeit prophezeite Helmut Mayer, der Leiter des Meteorologischen Instituts der Freiburger Universität, in einem Interview. Er bringt zum Ausdruck, was vermutlich viele Freiburger glauben, beschlossen wurde das Konzept dennoch mehrheitlich. „An einigen Sommertagen wird’s heiß werden“, räumt Eckart Friebis, Gemeinderatsmitglied der Grünen, ein, „aber dann muss man halt an den Rand sitzen“. Man habe sich letztlich zu Gunsten einer „multifunktionalen Nutzung“ entschieden. Wenn auf dem Platz Großveranstaltungen stattfinden sollen, könne man keinen Rasen brauchen, sagt Friebis.

Gepflastert wird zum Teil mit hellem Granit, zum Teil mit grauem Basalt. „Ein gelber Teppich mit grauer Umrandung“ werde entstehen, bestätigt Frank Uekermann, der Chef des Garten- und Tiefbauamts. Basalt nehme man, weil auch die Universität ihre neue Bibliothek mit Basalt umrande. Platten könne man nicht nehmen, es müssten kleine Pflastersteine sein. Die aber kommen aus Vietnam, denn in ganz Deutschland gebe es keine Steinbrüche mehr, die Basalt in der erforderlichen Menge liefern könnten. Es geht immerhin um rund 1000 Tonnen für rund 7000 Quadratmeter. Die Steine sollen gesägt und geflammt angeliefert werden. Basalt hat eine hohe Dichte und speichert Wärme ausgezeichnet.

Man will nur zertifizierte Pflastersteine kaufen

Über Tausende von Kilometern angelieferte Steine? Aus einem Land der Dritten Welt? „Es werden zertifizierte Steine sein, so dass sicher ist, dass keine Kinderarbeit damit verbunden ist“, versichert der Tiefbauamtsleiter. Der Importeur müsse das Label Fairstone tragen, ein sozialer und ökologischer Standard, der in Fachkreisen als seriös und glaubhaft gilt.

Fairstone versichert, dass Lieferketten zertifiziert werden, die nachweisen, dass die Steine ohne Kinder- und Zwangsarbeit und unter Berücksichtigung von Sicherheit und Gesundheit der im Steinbruch Beschäftigten gehauen und gehandelt werden, betont Heinecke Werner von der Win-win-Agentur für globale Verantwortung, die das Label vergibt. Kinderarbeit sei in Vietnam im Gegensatz zu Indien in Steinfabriken nicht üblich. Es gibt Importeure, darunter einen aus Baden-Württemberg und einen aus Liechtenstein, die das Fairstone-Siegel für den Basaltstein der Marke Akiuco aus Vietnam haben.

Wie macht’s die italienische Partnerstadt?

Das Freiburger Universitätsbauamt hat seine Ausschreibung schon gemacht und prüft derzeit die Angebote. Die Stadt muss damit noch bis 2014 warten, denn die Zahlen für das gesamte Projekt inklusive Straßenbahn müssen nach oben korrigiert werden. Wenn aber schon neu gerechnet werden muss, meint SPD-Stadtrat Walter Krögner, könne man doch „auch noch mal überlegen, ob die Pflasterei auch wirklich der Weisheit letzter Schluss ist“. Und ob es unbedingt ein langweiliges Grau sein müsse. „Man hätte doch mal schauen können, wie die südeuropäischen Partnerstädte das machen“, sagt der Steinmetz und Steinbildhauer Helmut Kubitschek und schüttelt den Kopf. In Padua etwa nahmen sie meist einen hellen Kalkstein für ihre Piazza.