Die Umsätze beim Künzelsauer Schraubenhersteller Würth wachsen zu wenig. Deswegen greift Reinhold Würth selbst ein.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Künzelsau - Wachstumsraten, die nicht gerade zweistellig sind, kamen Reinhold Würth schon immer ziemlich verdächtig vor. Doch was er jetzt erleben musste, ging ihm offenbar über die Hutschnur. Nach dem Urlaub, so verlangte der Hohenloher Schraubenkönig in einem der Stuttgarter Zeitung vorliegenden Brief unwirsch von seinen Mitarbeitern im Außendienst, müsse sich die Lage möglichst schlagartig bessern. Sonst nämlich könne es sein, dass „wir uns von Außendienstlern trennen müssen, die vielleicht nicht mehr als die eigenen Kosten verdienen.“ Die „Geduld der Zentrale“ jedenfalls dürfe nicht länger „überfordert“ werden. Kommentieren wollte das Unternehmen den Brief nicht.

 

Was den Vorsitzenden des Stiftungsaufsichtsrats der Künzelsauer Würth-Gruppe in Rage brachte, war ein Blick auf die Umsatzzahlen im ersten Halbjahr – besonders die Entwicklung beim Mutterunternehmen Adolf Würth GmbH & Co KG ließ den Selfmademan zur Feder greifen. Dort nämlich stieg der Umsatz in der ersten Jahreshälfte schwach um 4,8 Prozent – etwas mehr als 27 Millionen Euro – auf 570 Millionen Euro. Doch dazu steuerten die Mitarbeiter des Außendienst lediglich 10,9 Millionen Euro bei. Das sei ein Wachstum um klägliche 3,3 Prozent, schreibt ihnen Würth ins Stammbuch. Jeder Verkäufer habe somit nur 3516 Euro an Mehrumsatz erwirtschaftet, „das heißt pro Werktag einen Mehrumsatz von 29 Euro.“

Nun gibt es bei dem Hohenloher Unternehmen zwar eine ganze Menge von Anreizen zur Motivation der Mitarbeiter, so etwa unterschiedlich große Dienstwagen, je nach Verkaufserfolg. Doch offenbar gibt es im Außendienst eben auch eine ganze Reihe hartgesottener Kleinwagenfahrer. Würth jedenfalls argwöhnt unter anderem, manche seiner Mitarbeiter teilten sich die Zeit nicht richtig. Und so werden diese denn aufgefordert, sich ein Beispiel am Innendienst zu nehmen. In der Zentrale beginne die Arbeit um 7.30 Uhr, aber, so die Frage an die Außendienstler: „Sind Sie um 7.30 Uhr beim ersten Kunden?“ Wer dort etwa erst um 9.30 Uhr erscheine habe „120 Verkaufsminuten sinn- und nutzlos verplempert.“ Die Empfehlung des Patriarchen lautet denn auch „gleich nach Erhalt dieses Briefs den Automotor anwerfen und zu den Kunden fahren (natürlich nur während der Geschäftszeit!).“