Was tun gegen den Vormarsch der AfD? Die Emporkömmlinge machen allen Parteien Wähler abspenstig. CDU-Konservative plädieren für eine Kurskorrektur. Aber die Parteispitze setzt auf solide Regierungsarbeit.

Berlin - Für gewöhnlich pflegt Angela Merkel eine schlichte Sprache. Ihre Sätze hören sich selten so an, als seien sie für die Ewigkeit formuliert. Am Tag nach der Doppelwahl im Osten Deutschlands klingt die Kanzlerin hingegen wie eine Staatsphilosophin. Merkel nimmt sich eine gute halbe Stunde Zeit, das Wählervotum in Brandenburg und Thüringen zu deuten und Fragen nach den Konsequenzen zu beantworten. Andere aus ihrer Partei haben das längst getan.

 

Die Alternative für Deutschland (AfD) vermag wahre Wunder zu bewirken. Sie hat sogar den Berliner Kreis in der CDU zu neuem Leben erweckt. Das ist ein Zirkel von Unionisten, die an Phantomschmerzen leiden, weil sie konservative Themen in ihrer Partei vermissen. Aus der Ecke war lange nichts mehr zu hören. Angesichts der AfD-Erfolge fordert der Kreis nun eine Kurskorrektur. Die Union dürfe „keinen politisch-programmatischen Raum für andere Parteien lassen“, heißt es in einem dreiseitigen Manifest. Es wird davor gewarnt, dass die CDU „gerade im liberal-konservativen Bereich leider deutlich an Anziehungskraft verloren“ habe. Merkel beendet die Debatte und die vielen Fragen der Journalisten zum gleichen Thema mit einem einzigen Satz – einem Satz von geradezu philosophischer Wucht. Sie sagt: „Der Wähler schätzt Konsistenz.“ Ob der Wähler sofort begreift, was sie damit meint, ist eine andere Frage. „Konsistenz“ heißt Geschlossenheit, Stimmigkeit oder die „Tendenz, an einer Entscheidung festzuhalten“, so steht es im Lexikon. Das ist Merkels Antwort auf den Vormarsch der AfD. Die Ansichten des Berliner Kreises haben im CDU-Bundesvorstand übrigens keine Rolle gespielt. Es gab niemand, der dafür geworben hätte. Die Parteispitze tröstet sich damit, dass die AfD nicht nur im Wählerreservoir der Union gewildert, sondern Zulauf von allen Seiten verbucht habe. Michael Grosse-Brömer, Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, urteilt über die Wählerklientel der AfD: „Das ist nicht Fleisch von unserem Fleisch.“ Merkels Vize Armin Laschet versichert, die AfD sei „kein CDU-Problem“.

Merkels Antwort auf die AfD lautet: Konsistenz