Alexander Gauland liebt alle Formulierungen, bei denen das Wohl des deutschen Volkes im Mittelpunkt steht. Er wird die Debatten der nächsten Wochen bestimmen, kommentiert Politik-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Karlsruhe - Es sind noch weniger als 100 Tage bis zur Bundestagswahl, und in der AfD werden die Strategen schon etwas nervös. Zu Jahresbeginn schien ein ordentliches Ergebnis im zweistelligen Bereich ziemlich wahrscheinlich, davon spricht heute kaum noch jemand. Im Kampf der Kleinparteien, in dem sich die AfD mit Grünen, FDP und der Linkspartei messen, ist es nicht einmal sicher, dass die AfD die Führungsrolle übernimmt. Die Kurve zeigt deutlich nach unten, zumindest im Augenblick.

 

Rechts oder Mitte?

Es stellt sich also die Frage, ob das Glück beim Wählerpotenzial am rechten Rand zu suchen ist oder doch eher in der Mitte. Die Antwort darauf hat die Partei mit der Auswahl ihrer Spitzenkandidaten praktisch vorgezeichnet. Alexander Gauland liebt alle Formulierungen, bei denen das Wohl des deutschen Volkes im Mittelpunkt steht, und er wird die Debatten der nächsten knapp 100 Tage bestimmen. Seine Co-Kandidatin Alice Weidel bemüht sich zwar, andere Themen zu tangieren, doch mit ihrer hölzernen Art wird sie es schwer haben, sich Gehör zu verschaffen. Zumal sie das Talent hat, Pointen zu vergeigen. Wann hat man Angela Merkel schon das Wort „Vaterland“ aussprechen gehört, fragte Weidel eher rhetorisch. Antwort: Es ist keine zwölf Stunden her gewesen, in der Laudatio auf Helmut Kohl.

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