Das Münchner Theater „Die Schauburg“ will mit dem afghanischen Künstler Ahmad Shakib Pouya Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“ produzieren. Pouya hält sich nach seiner Ausreise in Kabul auf.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Kabul/München - Der afghanische Musiker und Schauspieler Ahmad Shakib Pouya kann wieder ein wenig Hoffnung schöpfen. Diesmal kommt die gute Nachricht für den am 20. Januar nach Kabul zurückgekehrten abgelehnten Asylbewerber aus München. Genauer gesagt aus der Schauburg. Das mit den Münchner Kammerspielen und der Otto-Falckenberg-Schule assoziierte Kinder- und Jugendtheater der Stadt München, hat Pouya die Hauptrolle des Ali in einer Neuproduktion von Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“ angeboten. Probenbeginn ist am 15. März 2017, die Premiere am 22. April. Der Projektvertrag ist bereits unterschrieben und liegt der deutschen Botschaft in Kabul vor. Dort hat Pouya in den nächsten Tagen einen weiteren Termin. Seinen Antrag für ein Arbeitsvisum, um nach Deutschland und zu seiner Familie zurückkehren zu können, hat er bereits gestellt. Er wird gerade von den Behörden in Deutschland geprüft.

 

Schauburg will ein Zeichen setzen

Der Schauburg-Intendant George Podt schreibt in seinem Brief an Pouya, dass das Theater sein Schicksal seit einigen Monaten beobachte. Daraus sei der Wunsch entstanden, sich dazu auf dem Theater zu äußern. In Fassbinders Film und Stück geht es um die Begegnung Emmis, einer alten Frau, mit Ali, einem jungen Ausländer, und den daraus resultierenden Feindseligkeiten der Umwelt. „Auf Grund Ihrer Erfahrung sind Sie die ideale Besetzung für die Rolle des Fremden“, heißt es in Podts Brief weiter. Pouya soll nach Vorstellungen des Theater auch die Musik zum Stück komponieren und in der Inszenierung auch singen. Die Film- und Theaterschauspielerin Ilona Grandke übernimmt die Rolle der Emmi. Die Ausstattung besorgt der renommierte Bühnenbildner und Regisseur Peer Boysen.

Pouya gilt als gut integriert

Pouya hatte auf der ersten Liste abgelehnter afghanische Asylbewerber gestanden, die Mitte Dezember 2016 mit einer Sammelabschiebung von Deutschland nach Kabul zurückgeflogen werden sollten. Weil der 33-Jährige nicht zu Hause war, entging Pouya der Abschiebung. Der aus Herat stammende Künstler lebte seit 2010 in Deutschland und war bis Mitte Januar einer der Darsteller in der „Zaide“- Inszenierung des Vereins „Zuflucht Kultur“ rund um die Stuttgarter Mezzosopranistin Cornelia Lanz. Er galt als bestens integriert. Pouyas letzter Auftritt war am 14. Januar in München. Er arbeitete zudem als Flüchtlingsberater bei der IG-Metall in Frankfurt. Das und sein vielfältiges Engagement bewahrten ihn nicht vor Abschiebung, der er schließlich durch seine freiwillige Ausreise zuvor kam. Der Kontakt zwischen Pouya und der Schauburg war durch Albert Ginthör zustande gekommen. Er hatte die „Zaide“-Inszenierung an das Münchner Theater am Gärtnerplatz geholt und hatte Pouya in Kabul die ersten Tage begleitet. Pouya hält sich in Kabul an geheimem Ort versteckt. Er hat sich immer wieder in seinen Liedern zur politischen Situation in seinem Heimatland geäußert.