Zwei Monate hat der afghanische Musiker Ahamd Shakib Pouya in Kabul ausharren müssen. Nun scheint seine Geschichte ein gutes Ende zu nehmen.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Kabul/München - Nach Wochen des Wartens ist klar: Pouya Shakib Pouya kann nach Deutschland zurückkehren. Der Musiker und Schauspieler bekommt ein zweimonatiges Arbeitsvisum für die Einreise nach Deutschland. Zwei Monate nach seiner freiwilligen Ausreise in sein Geburtsland Afghanistan kann der 33-Jährige nun noch diese Woche nach Deutschland zurückkehren.

 

Im Februar hatte Georg Podt, der Intendant des Münchner Theaters Schauburg, Pouya die Hauptrolle des Ali in der Neuinszenierung von Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“ angeboten und ihm somit den Weg zurück nach Deutschland geebnet. In dem Brief Podts an Pouya hatte der Intendant geschrieben: „Auf Grund ihrer Erfahrungen sind Sie die ideale Besetzung für die Rolle des Fremden“. Das Stück Fassbinders erzählt von der Begegnung Emmis, einer alten Frau, mit Ali, einem jungen Ausländer, und der daraus resultierenden Feindseligkeit der Umwelt. Das mit den Münchner Kammerspielen und der Otto-Falckenberg-Schule assoziierte Kinder- und Jugendtheater der Stadt München war auf Pouyas Schicksal durch die Berichterstattung in der Medien aufmerksam geworden. Die Proben für die Produktion sollten nach den Plänen des Theaters ursprünglich am 15. März beginnen. Das wird sich nun um einige Tage verzögern. Premiere wird aber wie geplant am 22. April sein. Am 2.August läuft das Arbeitsvisum aus. Pouyas Unterstützer hoffen jedoch, die kommenden Monate nutzen zu können, „damit Pouya auch über den Termin hinaus ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland erhält,“ sagt Nicola Steller vom Verein Zuflucht Kultur.

Nach Zwei Monaten in Kabul auf dem Heimweg

Pouya hat sechs Jahre lang in Deutschland gelebt, in zahlreichen Musik- und Theater-Inszenierungen mitgewirkt – unter anderem am Augsburger Theater und in mehreren Produktionen des Vereins „Zuflucht Kultur“ der Stuttgarter Mezzosopranistin Cornelia Lanz. Pouya arbeitete zudem in der Flüchtlingsberatung der IG-Metall in Frankfurt. Er gilt als bestens integriert. In seiner künstlerischen Arbeit hatte er sich wiederholt gegen die Taliban und die politischen Zustände in Afghanistan exponiert. Dort hatte er in den letzten 50 Tagen zu seinem eigenen Schutz ständig sein Quartier wechseln müssen.

Pouya war einer der ersten abgelehnten Asylbewerber, die in einer Sammelabschiebung am 13. Dezember nach Afghanistan zurückgebracht werden sollten. Weil der nicht Zuhause war, entging er der Abschiebung. Durch viel Engagement seiner Unterstützer konnte er bis Mitte Januar bleiben, um bis zum letzten Tag in der Münchner Inszenierung der Mozart-Oper „Zaide“ des Vereins Zuflucht Kultur auf der Bühne zu stehen. Albert Ginthör, Geiger des Staatstheaters am Gärtnerplatz, hatte die Produktion nach München geholt. Josef E. Köpplinger, der Intendant des Staatstheaters, hatte Pouya bereits im Januar ein Folgeengagement in Aussicht gestellt.

Viele Prominente wie etwa der ehemalische bayrische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) und die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) haben sich in den vergangenen Monaten für Pouya eingesetzt – bis hin zum Außenministerium und Bundespräsidialamt. In Kabul hatte ihn der deutsche Botschafter und der Leiter des Goethe-Instituts in seinem Bemühen auf Wiedereinreise begleitet.