Der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan wird durch die Ausbildungsmission „Resolute Support“ abgelöst. Was dadurch besser werden soll, lassen die Verantwortlichen aus gutem Grund offen – sie wissen es nicht, meint StZ-Redakteur Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Noch einmal haben sich politisch Verantwortliche und Militärs zum Ende des alten Isaf-Kampfauftrags in Autosuggestion geübt: Der 13 Jahre währende Einsatz habe Afghanistan Stabilität und Fortschritt gebracht, heißt es vielfach. Mit der nun folgenden Unterstützungsmission soll das Erreichte weiter gefestigt werden, lautet auch die Botschaft von Verteidigungsministerin von der Leyen. Es wird wohl noch Jahre brauchen, bis die Schönfärberei einer realistischen und selbstkritischen Darstellung der Lage weicht.

 

Schon während des internationalen Truppenabbaus bot sich ein alarmierendes Bild: Nie zuvor gab es so viele zivile Gewaltopfer zu beklagen wie 2014 – hinzu kamen mehr als 6000 getötete afghanische Sicherheitskräfte. Der Einfluss der Aufständischen scheint ungebremst. Wie der weiteren Eskalation der Gewalt Einhalt geboten werden soll, wenn sich die relativ wenigen verbliebenen Berater in die Lager und letztendlich nach Kabul zurückziehen, lassen die Verantwortlichen offen. Sie wissen es nämlich nicht. Es gilt das Prinzip Hoffnung, dass Präsident Aschraf Ghani mit seinem Weg der Versöhnung den Krisenherd eindämmen kann. Noch engagiert sich die internationale Gemeinschaft – auch mit Milliarden Euro. Doch verfestigt sich der Eindruck, dass sie sich desillusioniert aus Afghanistan davonschleichen möchte.