Das Afrika-Festival am Erwin-Schoettle-Platz will alle Regionen des Kontinents repräsentieren.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

S-Süd - An ihm kam selbst Cem Özdemir nicht vorbei. Als der Grünen-Bundesvorsitzende und Schirmherr der 28. Ausgabe des Afrika-Festivals Stuttgart das Straßenfest am Freitagnachmittag eröffnete, gab ihm Syedhom Salama eine Lehrstunde in Sachen umweltverträgliches Kochen. Kein Wunder, dass der Hüne das Gehör des Bundestagsabgeordneten fand: Der Sohn eines Ägypters und einer Marokkanerin hatte keine Schwierigkeiten, eine Menschentraube um sich zu scharen, gestikulierte wild und erzählte mit markigen Sätzen in seinem traditionellen Beduinengewand, wie er seine Jahrtausende alte Kochkunst mit Wüstensand pflegt. „In der Wüste gibt es kaum Ressourcen. Da muss man alles aus den Produkten rausholen, was möglich ist“, sagte der 52-Jährige.

 

Alle Regionen des Kontinents sind repräsentiert

Salama war einer von etwa sechzig Ausstellern, die bis zum Sonntag unterschiedliche Facetten afrikanischer Kultur präsentiert haben. „Uns war bei der Auswahl der Aussteller wichtig, dass alle Regionen des Kontinents repräsentiert werden. Ansonsten heißt es: Wer zuerst kommt, malt zuerst“, sagte Cyrille Takin vom Orgateam des kleinen, 13-köpfigen Vereins, der das Festival Jahr um Jahr veranstaltet.

Die Frauen und Männer, die ihre Waren feilboten, kommen aus Kenia, Kamerun, dem Niger oder, wie auch Takin, dem Benin. Nur die südlichsten Winkel des Kontinents seien stets ein wenig unterrepräsentiert – was aber daran liege, dass Europa aufgrund der großen Entfernung für die meisten Auswanderer aus dienen Ländern kein Zielort sei.

Vielfalt ist trotzdem immer auf dem ganzen Erwin-Schoettle-Platz geboten: Exotische Essenstände oder Kaffeesorten, knallbunte traditionelle Gewänder und abendliche Trommel- und Dancehall-Konzerte auf der Bühne. Oder die Modenschau der Designerin Rama Diaw aus Saint Louis in Senegal, die moderne afrikanische Mode und Accessoires entwirft, dabei aber einheimische Techniken und Materialen wie Batik und Indigostoffe aus ihrer Herkunftsregion verwendet. Etwas abseits des Trubels fanden im alten Feuerwehrhaus Vorträge zu Themen wie Entwicklungshilfe oder Schulprojekte statt, ein Kinderprogramm begleitet das Festival.

Besonders liegen den Veranstaltern aber Infostände von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen wie Amnesty International oder die Ärzte der Welt am Herzen, die sich für eine bessere medizinische Versorgung in Krisenländern einsetzen. „Uns ist es wichtig, auch für Unterstützung zu werben“, sagte Takin.

Das Essen schmeckt auch ohne Kameldung

Gesundheit ist auch Aussteller Syedhom Salana ein großes Anliegen, wie er sagte – besonders bei der Ernährung. „Ich verwende nur frische Produkte wie zum Beispiel für dieses Gericht aus Oliven, Feigen, Bio-Ingwer und eingelegter Zitrone“, erzählte Salana, der derlei Rezepte als Kind bereits mit seinen Eltern im Zelt gekocht hatte, bevor der Liebe wegen vor über 20 Jahren ins norddeutsche Kiel. Er führte vor, wie er Holzkohle in einem sogenannten Tajin Topf erhitzt, wobei die Wärme von Sand gespeichert wird, um Energieverlust zu vermeiden. „Traditionell nehmen wir Kameldung, aber der ist hier nicht zu bekommen“, sagte Salama schmunzelnd. Der Dung entwickle ähnliche Eigenschaften wie Grillkohle, wenn er lange genug bei 40 Grad in der Sonne gart.

Nach dem Ende des Festivals geht es für den gelernten Schiffsbauer, der seinen Lehrberuf verletzungsbedingt vor einigen Jahren an den Nagel hängen musste, wie für viele der anderen Händler weiter zum nächsten Afrika-Markt. „Wie auch hier zu sehen, bleibt das Interesse in Deutschland an afrikanischer Kultur zum Glück groß“, sagte Cyrille Takin.