Der Stuttgarter Afrob hat seiner alten Heimat einen Besuch abgestattet, unterstützt vom Berliner Megaloh. Zweieinhalb Stunden Programm in den Wagenhallen zeigen, dass deutscher Hip Hop weder peinlich noch poppig sein muss.

Stuttgart - Afrob in Stuttgart, das ist ein bisschen wie eine Reise in vergangene Zeiten. Als die Stadt noch eine Hip-Hop-Hochburg war, als Freundeskreis, Massive Töne und die Fantastischen Vier vom Kessel aus den deutschen Hip Hop prägten. Afrob lebt mittlerweile in der Bundeshauptstadt, auf seinem Heimatbesuch lässt er sich begleiten vom Berliner Rapper Megaloh. In den ausverkauften Wagenhallen am Stuttgarter Nordbahnhof zeigen die beiden hervorragenden Live-MCs am Montagabend, dass deutscher Hip Hop immer noch gut sein kann. Gerade weil er eben nicht zu poppig oder mit peinlichen Ghetto-Phrasen daherkommt.

 

Kennengelernt haben sich Afrob und Megaloh über den ebenfalls nach Berlin ausgewanderten Max Herre, 2012 standen sie bei seiner „Hallo Welt“-Tour erstmals gemeinsam auf der Bühne. Und bei ihrem Auftritt in Stuttgart merkt man, dass sich diese zwei gefunden haben. Unter dem Tour-Motto „Abriss“ haben sie alte und neue Songs im Gepäck, eigenes und Klassiker des deutschen Hip Hop. Die beiden machen zwar gemeinsame Sache – aber zunächst steht jeder erstmal eine Stunde lang allein auf der Bühne. Zwei MCs, das ergibt bei Megaloh und Afrob drei Konzerte: einmal Megaloh, einmal Afrob und einmal beide zusammen.

In den zweieinhalb Stunden Programm lassen Afrob und Megaloh den deutschen Hip Hop der vergangenen 15 Jahre Revue passieren. Während Megaloh auf alte Songs von Creutzfeld & Jakob („Anfangsstadium“), Freundeskreis („Esperanto“) und der Absoluten Beginnern („Hammerhart“) rappt, packt Afrob seine eigenen Klassiker aus: „Rolle mit Hip Hop“ von seinem ersten, gleichnamigen Album, „4 Fists“ oder „Get up“. Und natürlich: „Reimemonster“, wohl die deutsche Hiph-Hop-Hymne schlechthin. Nicht erst bei dieser Performance heben sich die Hände der 700 Gäste im typischen Auf und Ab.

Afrob fühlt sich immer noch mit Stuttgart verbunden

Beide MCs haben aber auch neuere Stücke mit nach Stuttgart gebracht. Soll ja kein Abend sein, der nur in der Vergangenheit spielt. Neben Songs wie „Looser“ oder „Programmier dich neu“ von Megalohs 2013er Album „Endlich unendlich“ gibt der 33-Jährige mit „Sie wissen Bescheid“ einen Vorgeschmack auf seine neue Platte. Der von Max Herre geförderte Rapper untermauert mit seinem druckvollen Auftritt und enormer Bühnenpräsenz, warum er in den vergangenen Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt hat.

Auch Afrob, der von Backup-Rapper Habesha unterstützt wird, lässt mit basslastigen Stücken (z. B. „808 Walza“ und „Schwerer Anschlag“) seines im Mai erschienenen Albums „Push“ die Wagenhallen gemäß dem Tour-Motto erzittern und peitscht das Publikum zu Höchstleistung.

Dass der Mann aus Stuttgart-Pfaffenäcker immer noch an seiner Heimat hängt, zeigt er zwischendurch. Viele meinten, er käme aus Hamburg, Berlin oder Frankfurt. „Wie man den Namen Afrob nicht mit Stuttgart in Verbindung bringen kann, ist mir schleierhaft“, sagt er. Nicht nur dafür wird er vom Publikum gefeiert. Mit seinem einzigartigen Flow, seinem Charisma und einer energiegeladenen Show zeigt der 37-Jährige, dass er immer noch zu den besten deutschen Live-MCs gehört und sich nicht hinter vergangenen Zeiten verstecken muss.

Nach zwei Stunden schweißtreibender Show steigen Afrob und Megaloh zum Finale gemeinsam auf die Bühne. „R. I. P.“ aus Afrobs neuem Album, „Rap ist“ (ein Song von Max Herre), „Live MCs“ und dem eigens für die Tour aufgenommenen „Abriss“ lassen das Publikum noch einmal zu Hochform auflaufen. Und weil der Abend eben doch irgendwie eine Zeitreise ist, verabschieden sich die beiden zum Schluss mit einem Klassiker: „Sneak Preview“ von ASD.