Großbritannien behandelt Ai Weiwei wie einen Verbrecher: Er habe in seinem Visumantrag seine kriminelle Vorgeschichte verschwiegen. Reist der regimekritische Künstler noch zu seiner Ausstellung nach London?

London - Unter Hinweis auf seine Inhaftierung vor vier Jahren hat Großbritannien dem chinesischen Künstler Ai Weiwei ein sechsmonatiges Geschäftsvisum verweigert und ihm nur einen dreiwöchigen Aufenthalt erlaubt. In dem Ablehnungsschreiben, das der Regimekritiker am Donnerstag auf dem Fotodienst Instagram veröffentlichte, wird ihm vorgeworfen, im Visumantrag falsche Angaben über seine bisherige Straffälligkeit gemacht zu haben. „Es ist öffentlich bekannt, dass Sie früher eine kriminelle Verurteilung in China erhalten haben“, heißt es darin.

 

Chinas berühmtester zeitgenössischer Künstler hob hingegen in einer Reaktion hervor, „niemals wegen eines Verbrechens angeklagt oder verurteilt worden“ zu sein. Er war 2011 am Flughafen festgenommen worden. Dann wurden der Firma „Fake Design“, die sein Studio betreibt, Wirtschaftsvergehen vorgeworfen. Es gab aber keinen Prozess. Auch ist der 57-Jährige nicht Inhaber der Firma. Nach 81 Tagen in Haft an einem unbekannten Ort kam er wieder auf freien Fuß. Seither war sein Pass einbehalten worden, den er erst vor einer Woche zurückerhalten hatte.

Nach eigenen Angaben versuchte Ai Weiwei, den Sachverhalt in Telefonaten mit der Botschaft und den Einreisebehörden zu klären. „Aber die Vertreter bestanden darauf, dass ihre Quellen korrekt seien, und lehnten es ab, eine Fehlentscheidung einzuräumen“, hieß es in der Mitteilung des Künstlers. In den Gesprächen habe die britische Seite vielmehr auf die Nachrichten über seine Festnahme und die Steuervorwürfe gegen die Firma verwiesen.

Ai Weiwei wollte im September nach London reisen

Der Künstler wollte zur Eröffnung seiner Ausstellung in der Royal Academy of Arts vom 19. September bis 13. Dezember nach London reisen. Ob er an der Veranstaltung teilnehmen wird, wurde jetzt infrage gestellt: „Ai Weiwei könnte nicht in der Lage sein, an der Installation der Ausstellung und der Eröffnung teilnehmen“, hieß es unter Hinweis auf die Visumprobleme.

Ihm seien seine Rechte als einfacher Bürger verweigert worden, hieß es weiter. Auch stellt sich London nach seiner Darstellung auf Pekings Seite: Mit dieser Entscheidung „wird die Position jener eingenommen, die Menschenrechtsverteidigern Leid zugefügt haben“. Sein Studio bestätigte auf Anfrage die Angaben auf Instagram, wollte aber noch nicht sagen, was Ai Weiwei jetzt tun wird.

Die Botschaft in Peking reagierte nur mit einem Hinweis auf eine Stellungnahme des Londoner Innenministeriums: „Alle Anträge werden individuell und im Einklang mit jeweiligen Gesetzen entschieden.“ Auch wurde darauf verwiesen, dass Ai Weiwei ein Visum für die „ganze Zeitdauer“ zwischen den Reiseterminen gewährt worden sei, die er in seinem Antrag angegeben habe. In dem Schreiben der Einreisebehörden wurde ferner darauf verwiesen, dass damit trotz seiner falschen Angaben im Visumantrag „eine Ausnahme gemacht worden ist“.