Das Festival Goldgelb ist am Montag zu Ende gegangen. Neun Bands haben die ganze Bandbreite der Pop-Musik abgedeckt.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Aichwald - Drei Sonnentage und zwei Regentage, das macht zumindest nach der Rechenweise der Veranstalter des Pop-Festivals Goldgelb fünf Tage voller Spaß. In diesen fünf Tagen hat beinahe ganz Krummhardt, ein Ortsteil der Gemeinde Aichwald, zusammengeholfen, um das Festival über die Bühne zu bringen und den neun Bands sowie den 22 000 Zuschauern ein guter Gastgeber zu sein.

 

In der Tat, das besondere Flair, das ein rein von ehrenamtlichen Kräften gestemmtes Festival umgibt, ist überall zu spüren. Ansichtskarten werden herumgereicht, mit denen die Organisatoren die Verwandtschaft grüßen, einem Schankknecht fällt auf, dass ein schusseliger Autofahrer sein Licht hat brennen lassen, er lässt sich den Schlüssel geben und schaltet die Scheinwerfer aus. Der Platzeinweiser hat bei einer Bon Jovi Cover-Band derart heftig mitgesungen, dass er am Montag, dem letzten Festivaltag, so heiser ist, dass er nur noch gestikulieren kann, um die Autos einzuweisen. Ingo Weiß, der Pressesprecher des Kulturvereins Krummhardt, erzählt, dass beim Festival Männer mitarbeiten würden, die dafür ihren Jahresurlaub opferten. Und ihre Frauen? „Na, die auch“. Denn so können die Eltern mal wieder einen Urlaub mit ihren Kindern verbringen, die natürlich ebenfalls auf dem Festival sind. Von sieben bis 80 Jahren reicht die Altersspanne der Besucher. Die ganz Jungen spielen in der Kinderecke mit Strohballen, die Älteren unterhalten sich in der Weinlaube oder an der Kuchentheke. Für das restliche Publikum wurde in diesem Jahr auf acht metallenen Trägern ein riesiger Sonnenschirm aufgebaut, der die Sitzbänke beschattete.

Alle zwei Jahre spielt das Festival. Das eine Jahr Ruhe braucht vor allem der Boden. Dann kann der Landwirt, dem das Gelände gehört, die Fläche rekultivieren und wieder Sonnenblumen anbauen, die rund um das Festivalgelände beim Krummhardter Wasserturm wachsen. Die gelben Blumen haben dem Festival nicht nur den Namen gegeben, sondern tragen auch wesentlich zum Ambiente bei. Diese etwas kernigen Festivalgäste dürften sich auch mehr über den Regen gefreut haben als über die menschlichen Besucher. Doch eine Schlammschlacht, wie sie auf manch anderen Rockfestivals zelebriert wird, gibt es bei Goldgelb nicht. Dazu verstehen die Festivalmacher zuviel von Ackerbau und Viehzucht. Von einer großen Häckselhalde schaufelten sie Rindenmulch in den Schlamm. Wo der Boden dann noch immer aufgeweicht war, bedeckten sie ihn mit einer Schicht Stroh.

Das Einzugsgebiet des Festivals ist in den zwölf Jahren seines Bestehens weit über den Schurwald hinaus gewachsen. „Unsere Gäste reisen aus ganz Mitteleuropa an“, sagt Ingo Weiß. Zwar war der Besuch in diesem Jahr etwas geringer als 2013, doch der Andrang blieb ungebrochen. Die Auswärtigen kommen meist bei Freunden und Bekannten unter, und die Bands logieren im Hotel Jägerhaus.

Unter etwa 120 Gruppen musste der Krummhardter Kulturverein heuer die neun besten Bands aussuchen. Das Auswahlverfahren zieht sich lange. In sechs bis acht Wochen werden die Jurymitglieder bereits wieder darüber beraten, wer in zwei Jahren auf die Bühne darf.

Das Programm präsentierte schon in diesem Jahr anspruchsvolle Popmusik, vom Indie-Rock bis zum schottischen Folk-Rock. Dabei versuchen die Festivalmacher die ganze Bandbreite der Pop-musik abzudecken, damit für jeden Besucher etwas dabei ist. Wem das Programm an einem Tag nicht gefällt, der kommt einfach am nächsten Tag wieder, was um so leichter fällt, weil der Eintritt frei ist.

Die Bands sowie das Festival insgesamt finanzieren sich aus den Erlösen der Getränke und des Essens. Natürlich ist dieser freie Eintritt nur dann möglich, weil die vielen Helfer ihren Dienst versehen, ohne einen Stundenlohn zu verlangen.