Air Berlin bestimmt sein Schicksal längst nicht mehr selbst. Die Airline hängt vom arabischen Großaktionär Etihad ab – und von seinen Geldspritzen. Diese sind keine Mildtätigkeiten.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Nach 38 Jahren endet kommendes Frühjahr eine erfolgreiche Ära im deutschen Luftverkehr. Im März wird der letzte Flieger von Air Berlin nach Mallorca starten. Dann gibt die zweitgrößte deutsche Airline ihr touristisches Geschäft rund ums Mittelmeer weitgehend auf. Nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen. Mit fast einer Milliarde Euro Schulden und seit Jahren tiefroten Bilanzen sind die Alternativen sehr beschränkt.

 

Längst bestimmen die Berliner nicht mehr selbst über ihr Schicksal, sondern der arabische Großaktionär Etihad. Viele Hundert Millionen Euro hat die Staatsfluglinie aus dem steinreichen Ölemirat Abu Dhabi bereits in seinen deutschen Ableger gepumpt. Nicht aus Mildtätigkeit, sondern aus purem Eigennutz.

Air Berlin wird von Finanzspritzen abhängig bleiben

Denn für die aggressiv expandierenden Airlines aus den Golfstaaten sind die Start- und Landerechte in Europa beschränkt. Deshalb nutzt Etihad die Beteiligung an angeschlagenen Konkurrenten wie Air Berlin, um sein Netzwerk auf dem Kontinent engmaschiger zu machen. Als treue Helfer haben die Berliner allerdings wohl bald ausgedient, denn mit dem neuen weltweiten Ferienflieger unter dem Niki-Dach in Wien, den Etihad gerade gemeinsam mit dem Touristikriesen Tui bastelt, entsteht ein neuer Anbieter mit mächtigem Entwicklungspotenzial für beiden Seiten.

Air Berlin hat dabei nichts mehr zu melden. Das zeigt die Tatsache, dass nun das wichtige Touristikgeschäft fast komplett an die bisherige Tochter Niki abgetreten werden muss. Darunter auch die Mallorca-Flüge und das dortige Drehkreuz in der Insel-Hauptstadt Palma.

Nach der gescheiterten Expansion bestimmen auch künftig die Araber über das weitere Schicksal. Solange Air Berlin in ihre Wachstumsstrategie passt, bleiben die rot-weißen Maschinen am Himmel. Doch auch als geschrumpfter Etihad-Zubringer und Geschäftsflieger wird Air Berlin weiter ums Überleben kämpfen müssen – und vom Wohlwollen der Scheichs und von den Finanzspritzen aus Abu Dhabi abhängig bleiben.