Teile der Rüstungssparte zu verkaufen, ist heikel. Berlin könnte ein Veto gegen die Airbus-Pläne einlegen, meint StZ-Korrespondent Thomas Magenheim.

München - Rüstung war einmal ein lukratives Geschäft, aber diese Zeiten sind größtenteils vorbei. In der EU müssen Mitgliedsstaaten gerettet werden, die Staatsschulden sind hoch, die Kassen außer in Deutschland fast überall leer, und auch die Bundesregierung bestellt kaum noch Rüstungsgüter. Zugleich bremst Berlin die Wehrexporte mit Blick auf zunehmende bewaffnete Konflikte, immer neue Flüchtlingsströme und insgesamt aus humanitären Gründen. Das begrenzt die Spielräume von Rüstungsmanagern speziell dann, wenn ihnen, wie im Fall von Airbus-Chef Tom Enders, von Bundeskanzlerin Angela Merkel zudem verboten wird, mit Wettbewerbern (Bae Systems) zu fusionieren, die die Tür zum weltgrößten Rüstungsmarkts USA geöffnet hätten. Damit sind wichtige Expansionsmöglichkeiten verbaut, was vielfach begrüßt wird. Rüstungsgeschäfte sind speziell hierzulande verpönt. Vor Ort in den Werken wachsen hingegen die Existenzängste.

 

Die Beschäftigten der Airbus-Rüstungssparte sind von einem umfassenden Stellenabbau betroffen. Zeitgleich wird der Verkauf weiterer Geschäftsteile vorbereitet. Bedenkt man, dass militärische Großprojekte wie der Eurofighter auslaufen, dürften den Beschäftigten weitere Umbaumaßnahmen bevorstehen. Personal innerhalb des Konzerns umzubesetzen, ist nur bedingt möglich. Es ist etwas anderes, einen Eurofighter zu bauen als eine Passagiermaschine. Zudem liegen die Rüstungsstandorte konzentriert im Süden Deutschlands, die boomende Zivilproduktion befindet sich im Norden. So viel räumliche Flexibilität können wenige Beschäftigte aufbringen.

Ungewiss ist, ob sich das Airbus-Management mit seinen Verkaufsplänen durchsetzen kann. Denn Teile der Verteidigungselektronik gelten als sicherheitsrelevant. Ausländische Käufer müssen der Bundesregierung genehm sein. Die liegt mit Enders und seinen Mannen ohnehin im Clinch wegen der zahlreichen Mängel beim Militärflieger A400M. Berlin könnte also sein Veto gegen einen Verkauf einlegen.