Die Mitglieder des Jugendrats Süd haben sich in den vergangenen Wochen eingehend mit dem Müll auf der Straße beschäftigt. Sie fordern mehr Mülleimer – und haben vorhandene Behälter künstlerisch verschönt.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Die städtischen Mülleimer sind grau und hässlich. Daran gibt es eigentlich keinen Zweifel. Ob ihr wenig ansprechendes Äußeres nun der Grund ist, warum viele Leute ihre Hinterlassenschaften lieber gleich auf den Boden werfen, das ist schwer zu beweisen. Die Mitglieder des Jugendrats Süd haben sich in den vergangenen Wochen eingehend mit dieser Thematik beschäftigt. Ihr Fazit: Es liege zu viel Müll auf der Straße herum und die Mülleimer seien nicht sinnvoll angebracht – überhaupt gebe es viel zu wenige von ihnen. Die vorhandenen seien bis zum Überquellen gefüllt.

 

Unterstützung von Street-Art-Künstlern

Überzeugt sind die Jugendräte auf jeden Fall davon, dass der Stadt Stuttgart einige hübsche Mülleimer durchaus gut täten. Deshalb sind die Jugendlichen auch gleich zur Tat geschritten und haben ein Pilotprojekt gestartet. Unterstützung haben sie von drei Stuttgart Street-Art-Künstlern erhalten. Mit Peter Kosock, Balthazar Ninh-Tannwitz („Sober“) und „The Loop Experiment“ haben sie bereits zwei Mülleimer im Stadtbezirk mit Graffiti verschönert. Ein einst graues Exemplar am Bihlplatz strahlt nun in hellem gelb-orange. Vögel und ein großer Fliegenpilz zieren den Abfallbehälter nun. Die Pilze finden sich auch schon an zahlreichen, anderen Stellen in der Stadt. Auf Hauswänden vor allem entlang der Tübinger Straße, auf Stromkästen und nun eben auch auf Mülleimern. Die Pilze von Loop Experiment sollen symbolisch aus dem Beton wachsen und somit die Stadt verschönern.

Im ersten Schritt hat die Stadtverwaltung den Jugendlichen zwei Mülleimer zur Verzierung freigegeben. Der zweite Mülleimer steht an der Böheimstraße 39 vor dem dortigen Blumenladen und ist nun blau-rosa-rot und mit Figuren und Sprüchen verziert.„Langfristig wollen wir aber viele Mülleimer kreativ und ansprechender umgestalten“, sagt Jugendrat-Sprecherin Anna Staroselski. Bereits während der Schaffensphase in der vergangenen Woche hätten die Jugendlichen viel positives Feedback von Passanten bekommen. Die Lobeshymnen reichten laut Staroselski von „Ein bisschen Farbe zwischen den grauen Hausfassaden tut nur gut“ bis zu „Endlich mal was Schönes und nicht immer diese Schmierereien“ und sogar „Ha da will man ja gleich seinen Müll richtig entsorgen“. Auch die Bezirksbeiräte und Bürgermeister Werner Wölfle lobten beim gemeinsamen Stadtspaziergang die Aktion der Jugendlichen. „Vorbildlich“ gar fand der Verwaltungsbürgermeister den Einsatz für schönere Mülleimer im Quartier.

Pilotprojekt soll weiterlaufen

Nach den Sommerferien wollen die Jugendlichen ihr Pilotprojekt fortführen, kündigt Anna Staroselski an. Auch hoffe sie, dass nach den Neuwahlen des politischen Nachwuchsgremiums die Aktion nicht im Sande verlaufe. Langfristig sollen nämlich möglichst viele Eimer zum Kunstwerk werden. Ein weiterer positiver Effekt, den die Sprecherin sieht: Jugendliche hätten viele Flächen zur freien Gestaltung.

Allerdings hat die Sache natürlich einen Haken: Die Mülleimer sind nun so schön, dass sie fast zu schade sind, um Müll hineinzuwerfen.