Eulen sind in Deutschland teils stark gefährdet – dank Monokulturen und strikter Dreifelderwirtschaft. Bei einem Aktionstag in der Wilhelma können Kinder Spannendes über die Greifvögel lernen – und sogar ihr Gewöll untersuchen.

Stuttgart - Ein Glück, dass die Schleiereule ihre Beute auf einmal schluckt – die ganze Feldmaus an einem Stück. So lohnt es sich, das Gewöll des Greifvogels unter dem Mikroskop zu untersuchen. „Im Gewöll finden sich die unverdaulichen Reste ihrer Beutetiere, die sie in Form eines Ballens wieder hochwürgt. Manchmal findet sich darin fast das komplette Mäuseskelett“, sagte Herbert Keil von der Forschungsgemeinschaft Eulen (FOGE) am Freitag in der Wihelma. Dort widmet die Umweltakademie Baden-Württemberg den Eulen zwei Aktionstage – vor allem, um auf die prekäre Lebensituation der Tiere aufmerksam zu machen.

 

Der größte Feind der Eule ist aus Sicht Keils die intensive Dreifelderwirtschaft. „Früher wurden nach der Ernte die Stoppelfelder länger stehengelassen. Darin konnten die Feldmäuse überleben. Heute wird die Erde sofort umgepflügt“, nennt Keil den Grund. Das trifft vor allem die Schleiereule, die sich ausschließlich von Mäusen ernährt. Sie bekommt oft sechs Jungtiere, von den jedes zwei bis drei Mäuse pro Nacht frisst. Nach der Ernte hat der Vogel so oft Probleme, den Nachwuchs zu ernähren.

„So ein Gewöll sieht eher unappetitlich aus“

Der Steinkauz hat vor allem ein Brutplatzproblem. Der stark gefährdete Vogel brütet in den Höhlen von Obstbäumen. Aufgrund der wachsenden Monokulturen gibt es aber immer weniger alte Streuobstwiesen, so dass der Greifvogel aus manchen Bundesländern schon ganz verschwunden ist. Im Landkreis Ludwigsburg hat FOGE daher mehr als 700 Nisthilfen aufgestellt – ein Einsatz, der sich gelohnt hat: Inzwischen leben dort wieder 220 Paare.

Um das Interesse der Kinder in der Wilhelma zu wecken, hat Herbert Keil einen ganzen Eimer voller Gewöll mitgebracht. Unter zwei Mikroskopen untersuchen die Kinder die Speiballen der Tiere auf Mäuseknochen und andere Speisereste. „Manche Kinder kostet das schon Überwindung. So ein Gewöll sieht ja eher unappetitlich aus. Nach einer Weile sind manche aber so begeistert, dass sie gar nicht mehr wegwollen und die Knochen am Ende mit nach Hause nehmen“, sagt Keil.

Todesbote, der die Kranken ins Jenseits ruft

Barbara Kagerer von der Umweltakademie ist vor allen Dingen wichtig, dass man den Kindern eine praktische Aufgabe gibt: „Wenn man ihnen nur ausgestopfte Tiere hinter einer Glasscheibe zeigt, kann man sie für so ein Thema natürlich nicht begeiestern.“ Beim Aktionstag dürfen die Kinder daher auch das Fell einer echten Schleiereule streicheln.

Die Eule kann solche Werbung gut gebrauchen – sie gilt als wenig sympathisches Tier. Das mag daran liegen, dass einige Eulen auch Singvögel fressen. Oder am mittelalterlichen Aberglauben, der sich vor allem um den Steinkauz rankt: Er galt lange als Todesbote, der die Kranken ins Jenseits ruft. In anderen Kulturen hatte man von dem Greifvogel ein besseres Bild: In der griechischen Mythologie symbolisierte der Steinkauz Athene, die Göttin der Weisheit.

Der Aktionstag findet am Samstag von 11 Uhr bis 16.30 Uhr im Akademie-Natur-Info-Center beim Schaubauernhof der Wilhelma statt. Der nächste Aktionstag am Sonntag, 7. September, widmet sich dem Thema: „Ein ganz besonderes Nutztier: Die Honigbiene.“