Für Mitarbeiter des Vereins Aussicht ist es wichtiger, verstanden zu werden, als sehen zu können. Beim Aktionstag im Jugendtreff Lauchau waren die Bürger eingeladen, sich einen Eindruck von der Welt eines sehbehinderten Menschens zu machen.
Vaihingen - Am Anfang ist es nicht leicht, dem zu vertrauen, was einem der Blindenstock zu verstehen gibt. Darum strauchelt Wolfgang Georgii, obwohl er vorher mit dem langen weißen Stab den Weg abgetastet hat und sich eigentlich sicher sein kann, dass keine Hindernisse im Weg sind. Doch er sieht nichts. Seine Augen sind verbunden. Und völlige Gewissheit, dass nichts im Weg stehe, habe man nie, sagt Krishna Lahoti vom Verein Aussicht. „Gefährlich sind zum Beispiel Schilder auf zwei Beinen, bei denen man mit dem Stock zwischendurchfährt“, sagt Lahoti. Das Gehen mit dem Blindenstock war eine der vier Stationen beim gestrigen Aktionstag mit dem Aussicht-Mobil im Jugendtreff Lauchhau. Die Bürger waren eingeladen, sich einen Eindruck von der Welt eines sehbehinderten Menschens zu machen.
Wichtig ist, verstanden zu werden
Dazu gehörte auch, Gerüche zu erkennen und Blindenschrift zu lesen. Zudem setzten sich die Besucher Brillen auf, die ihr Sehvermögen stark einschränkten. Mit einer solchen ist es fast unmöglich, Zeitung zu lesen, stellte Wolfgang Georgii fest. Zudem wurde mit verbundenen Augen Domino gespielt. Mit speziellen Kärtchen, bei denen sich die verschiedenen Farben verschieden anfühlten. Wer alle Stationen absolviert hatte, durfte bei der Führung durch das Dunkelzelt mitmachen.
Der Verein Aussicht war auf Einladung verschiedener Kooperationspartner in den Jugendtreff gekommen. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Claudia Lychacz, die selbst fast blind ist, fasst das Ziel zusammen. „Für mich ist es nicht mehr wichtig, ob ich sehen kann oder nicht. Für mich ist es wichtig, dass ich von anderen verstanden werde und mich diese so annehmen, wie ich bin.“ Das bedeutet für sie, dass ihre Blindheit nur eine kleine Facette ihrer Persönlichkeit ist. Sie ansonsten aber ein Mensch wie jeder andere ist. Aktionen wie die im Jugendtreff sollen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen, sagt Lychacz.