Allein im Rems-Murr-Kreis sind im vergangenen Jahr 70 Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in einer Klinik gelandet. Eine Präventionskampagne vom 13. bis 21. Mai soll dem entgegenwirken.

Winnenden - Die Zahl ist weiter gesunken: Im vergangenen Jahr sind 70 junge Menschen im Rems-Murr-Kreis wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet. So wenige sind es seit 2010 nicht mehr gewesen. „Aber wir können uns nicht darauf verlassen, dass dieser Trend nach unten bleibt. Das ist kein Selbstläufer, sondern wir müssen bei der Prävention dran bleiben“, sagte Angelika Stock, Amtsleiterin des Kreisjugendamtes bei einem Pressegespräch zur Aktionswoche Alkohol.

 

Jeder Deutsche trinkt 9,6 Liter reinen Alkohol pro Jahr

Diese Kampagne findet bundesweit vom 13. bis zum 21. Mai statt, wird auch im Rems-Murr-Kreis mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen umgesetzt und soll ein Baustein zur Suchtprävention sein. „Wir wollen die Bevölkerung über Angebote informieren und für das Thema sensibilisieren – auch dafür, wo es Ansprechpartner gibt und wie man Unterstützung bekommt“, sagte Angelika Stock. Immerhin, so Dorothea Aschke, habe man in Deutschland mit 9,6 Liter reinem Alkohol einen sehr hohen Pro-Kopf-Verbrauch pro Jahr . „Es gibt einen freizügigen und unbesorgten Umgang mit dem Thema – und zwar nicht nur bei der Jugend“, sagte die Leiterin der Caritas-Suchthilfe in Backnang. Etwa 41 Prozent derjenigen, die bei dieser Stelle im vergangenen Jahr Hilfe gesucht haben, sind wegen Alkoholproblemen gekommen.

Neben Vorträgen sind spielerische Zugänge ein wichtiger Baustein

Wie Alkohol- und Medikamentenabhängige sowie pathologische Glücksspieler behandelt werden können, darum geht es zum Beispiel bei einem Vortrag am Mittwoch, 15. Mai, von 18.30 Uhr an in der AHG-Klinik Wilhelmsheim (Oppenweiler). Inwiefern Alkohol und Depression zusammenhängen, das wird am Dienstag, 16. Mai, von 18 Uhr an ebenfalls in der Klinik Wilhelmsheim erläutert. Zu beiden Vorträgen sind Betroffene, Angehörige und Multiplikatoren eingeladen.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Thema Alkoholsucht schambesetzt ist. Deswegen ist es eine große Herausforderung, durch Aktionen ins Gespräch zu kommen. Da hilft oft ein spielerischer Zugang“, sagt Dorothea Aschke. Dies soll mit Infoständen während der Aktionswoche auf den Wochenmärkten in Backnang (20. Mai) und Schorndorf (13. und 20. Mai) gelingen. Dabei werden alkoholfreie Getränke ausgeschenkt. Es gibt ein Quiz zu Alkohol in Lebensmitteln oder einen Parcours, den es mit Rauschbrillen zu bewältigen gilt. Eine Saftbar und ein Infostand werden auch während des „Kick4Respekt“-Turniers in Waiblingen aufgebaut, um Jugendliche zu sensibilisieren.

Auch die ehrenamtliche Hilfe wird beleuchtet

Aufmerksam gemacht werden soll während der Aktionswoche auch auf die unverzichtbare Rolle der Selbsthilfegruppen. „Die Ehrenamtlichen sind eine tragende Säule der Rehabilitation“, sagt Ilse Schmid, die Selbsthilfekoordinatorin des Kreises. Ein Selbsthilfecafé wird am Sonntag, 14. Mai, von 14 bis 16.30 Uhr im Karo-Foyer in Waiblingen stattfinden.

Um Akteure der Suchthilfe besser miteinander zu vernetzen, um Erfahrungen auszutauschen und Impulse zu generieren, soll es am Freitag, 19. Mai, eine Open-Space-Konferenz von 9 bis 15 Uhr unter der Überschrift „Ich bin so frei“ geben. Diese wird von Matthias Wilke vom Kreisdiakonieverband geleitet und findet in der Maria-Merian-Schule in Waiblingen statt. Eine Anmeldung ist per Mail an psb-wn@kdv-rmk.de möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro für Hauptamtliche und fünf Euro für Ehrenamtliche.