Ehrenamtliche machen im Raum Nürtingen auf die Lage von gambischen Asylbewerbern aufmerksam. Eine Petition soll deutsche Politiker wachrütteln.

Nürtingen - Lediglich sechs Prozent aller aus Gambia stammenden Asylbewerber werden derzeit als Flüchtlinge anerkannt. Wer hier keine Bleibeperspektive hat, sorgt sich vor der Abschiebung in ein diktatorisch regiertes Land. Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg ruft deshalb von Anfang Dezember an zu einer landesweiten Gambia-Woche auf. Mehrere Initiativen im Raum Nürtingen beteiligen sich daran mit verschiedenen Aktionen.

 

Helfer trommeln gegen Abschiebungen

Vom 1. bis zum 4. Dezember wird der AK Asyl Wendlingen auf dem Weihnachtsmarkt vertreten sein. Am 2. Dezember gibt es an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen von 19 Uhr an einen Informationsabend über die Kultur, Geschichte und die politische Situation in Gambia. Am 3. Dezember werden ebenfalls in Nürtingen auf dem Wochenmarkt das Netzwerk Flüchtlingsarbeit und der Verein Namél einen Stand aufbauen. Mit Trommeln protestiert der Freundeskreis für Flüchtlinge in Wernau am 6. Dezember von 17 Uhr an gegen Abschiebungen.

Ein weiterer Informationsabend beginnt am 9. Dezember um 19 Uhr im Frickenhausener Teilort Linsenhofen. Im Anschluss daran wartet auf die Teilnehmer im evangelischen Gemeindehaus ein Essen. Eine gambisch-adventliche Grillparty steht am 10. Dezember von 17 Uhr an im Wendlinger Stadtteil Bodelshofen auf dem Programm. Den Abschluss der Aktionen bildet dann am 21. Dezember ein Kulturdinner Gambia mit Jamzentrale, das um 19 Uhr in der Kulturkantine auf dem Areal der Nürtinger Alten Seegrasspinnerei beginnt.

Wer zu viele Fragen stellt, riskiert Freiheit und Leben

Unter den Ehrenamtlichen befindet sich auch ein Gruppe von Studenten. Susann Striebel, die aufseiten der Initiative HfWU helps refugees die Gambia-Woche mit koordiniert, erklärt das Ziel der Aktionen. In erster Linie gehe es darum, die Öffentlichkeit auf die prekäre Situation gambischer Flüchtlinge aufmerksam zu machen. In Afrika funktioniere die Wirtschaft nicht, deshalb suchten die Menschen im reichen Europa Asyl: Dieses weitverbreitete Stereotyp gelte es zu durchbrechen, sagt Susann Striebel. Der Präsident Yahya Jammeh regiere Gambia mit eiserner Hand wie ein Diktator. Die Menschen dort seien seiner Willkür ausgesetzt. „Leute verschwinden, wer Fragen nach seinen Angehörigen stellt, riskiert seine Verhaftung oder gar sein Leben“, erläutert Susann Striebel.

Die Studentin hat direkten Kontakt zu hier Asyl beantragenden Gambiern und kennt deren Nöte. Die Begleitung von Asylbewerbern, beispielsweise bei Behördengängen, gehört mit zu den Hauptaufgaben Susann Striebels und ihrer Mitstreiter. Der Flüchtlingshilfe geht es darum, deutsche Politiker über die Zustände in dem westafrikanischen Land aufzuklären und die Chancen auf Asyl für gambische Flüchtlinge zu verbessern – unter anderem mit einer Petition, die bisher rund 4000 Unterstützer unterschrieben haben.