Eine Woche lang haben Schüler des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums sich mit dem Thema Rassismus beschäftigt. Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion mit Axel Smend, jüngster Sohn des Widerstandskämpfers Günther Smend, und Laura Halding-Hoppenheit.

Stuttgart - Tief beeindruckt – dieser Gemütszustand galt an diesem Tag für beide Seiten. Die Schüler des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums (Ebelu) waren von ihrem Gast aus Berlin genauso angetan wie Axel Smend von der Aktionswoche der Ebelu-Schülermitverwaltung. Unter dem Titel „Mit Courage für eine offene Gesellschaft“ hatte ein zehnköpfiges Botschafterteam aus Oberstufenschülern ein Programm ausgedacht und organisiert, an dem sich alle Klassen beteiligten.

 

Die Fünftklässler gingen im Unterricht der Frage nach, was Rassismus ist, wie und wo er erkennbar wird. Die sechsten Klassen erfuhren von einer querschnittsgelähmten ehemaligen Ebelu-Schülerin etwas über das komplizierte Leben im Rollstuhl. Moschee-Besuche in Feuerbach und Bad Cannstatt absolvierten die siebten Klassen, wo sie aus erster Hand über den Glauben und das Leben von Muslimen erfuhren. Die achten Klassen unternahmen zusammen mit Obdachlosen eine Stadtführung der anderen Art. Über sexuelle Orientierung und HIV-Infektionsrisiken erfuhren die Neunt- und Zehntklässler durch Besuche von Brigitte Weigel, Vorstandsmitglied der IG Christopher Street Day, und Simon Gillessen von der Stuttgarter Aids-Hilfe.

Lehrer als Vorbilder

Vom Leben und Tod des Offiziers und Widerstandskämpfers Günther Smend, der wenige Monate nach dem missglückten Attentat auf Hitler im Juli 1944 hingerichtet wurde, berichtete dessen jüngster Sohn den Oberstufenschülern. Am Abend, als eine Podiumsdiskussion im Ebelu-Foyer die Aktionswoche abschloss, stellte ihm der Moderator Tom David Bosien die Frage, ob Axel Smend lieber weniger Zivilcourage von seinem Vater gewünscht hätte, der dafür ja mit dem Tod bezahlt hatte. „Die ganze Familie hat immer verstanden, warum er so gehandelt hat. Das Gewissen hat ihm den Weg gewiesen“, antwortete Smend, der Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung 20. Juli 1944 ist. Zusammen mit Gemeinderätin Laura Halding-Hoppenheit von SÖS/Linke-plus, Ebelu-Lehrer Geron Müller und Oberstufenschülerin Amelie Kybart suchte Axel Smend in der Gesprächsrunde Antworten auf die Frage: Courage – ist das lehrbar? Klares Fazit nach knapp 45 Minuten: ja, sie ist es. „Wir Lehrer sind dazu da, bei den Schülern das Interesse am eigenen Denken, Entscheiden und verantwortungsvollem Handeln zu entfachen“, sagte Müller. Der Lehrer wurde von Schülerin Amelie bestätigt: „Das erlebe ich hier seit der 5. Klasse. Unsere Lehrer sind da Vorbilder für uns.“ Laura Halding-Hoppenheit hält den Einfluss der Bildungseinrichtungen auf die Jugendlichen für fast noch größer als jenen des Elternhauses: „Die Schule ist wichtiger denn je. Die Musik der Zukunft spielt hier.“