Warum täuschten Mitarbeiter Kontrollen im Atomkraftwerk Philippsburg nur vor? Auch Wochen nach dem Bekanntwerden ihres Fehlverhaltens sind die Motive unklar. Eine Experten-Gruppe soll dem nachgehen.

Philippsburg - Nach vorgetäuschten Sicherheitsprüfungen von Mitarbeitern im Atomkraftwerk Philippsburg soll eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe die Fälle aufarbeiten. Das sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft GmbH, Jörg Michels, am Donnerstag in Philippsburg. Demnach gehören dazu rund 70 Fachleute. Hintergrund ist das Bekanntwerden von manipulierten Kontrollen von drei Mitarbeitern, die über eine Fremdfirma angestellt waren. Ihre Motive sind allerdings weiter unklar.

 

Michels zufolge brachen die Mitarbeiter eine entsprechende Befragung zu den Hintergründen ab. Der EnBW zufolge waren sie seit Jahren mit der Prüfung von radiologischen Messeinrichtungen im Kraftwerk beauftragt.

Messung nicht durchgeführt

Der Konzern hatte Anfang April zunächst festgestellt, dass ein Mitarbeiter eine wiederkehrende Prüfung an einem Störfallmonitor in Block II in Philippsburg zwar dokumentiert, aber nicht durchgeführt hatte. Bei näherem Hinsehen wurde dann auch entdeckt, dass Prüfprotokolle vordatiert wurden, um verpasste Termine zu vertuschen.

Michels betonte, aufgrund der Manipulationen habe keine Gefährdung für Umwelt und Menschen bestanden. Alle Prüfungen an radiologischen Messeinrichtungen am Standort Philippsburg seien für die Zeit vom 1. Januar 2015 bis zum 31. März 2016 vorsorglich kontrolliert worden. Außerdem habe man in allen anderen technischen Bereichen des Kraftwerks die für die Sicherheit relevanten Prüfungen neu bewertet.

Genehmigung nötig

Berichte mit Untersuchungsergebnissen zu den Vorfällen hat EnBW laut Michels an die Aufsichtsbehörden übermittelt. Seinen Angaben zufolge könnte das Kraftwerk - es ist momentan in einer planmäßigen Revision - am 24. Mai wieder hochgefahren werden. Zuvor ist aber eine Genehmigung durch das baden-württembergische Umweltministerium nötig.