Der 64-jährige Hansjürgen Friedmann hatte den Lunzenhof, den einst seine Vorfahren bewirtschafteten, erst fünf Jahre zuvor zurückgekauft. Mit Pferden hatte er nicht besonders viel am Hut. Eine paar wenige Araber grasten damals auf den Koppeln des Gestüts. Heute stehen dort 36 eigene Pferde und bis zu zehn Gaststuten. "Die Leidenschaft für den Araber ist ein Virus", sagt Hansjürgen Friedmann.

Al Lahabs Schaukarriere war ein Senkrechtstart. Bereits als Einjähriger holte er sich die ersten Titel. Mit vier Jahren liehen die Friedmanns ihn an einen amerikanischen Stall in Kalifornien aus, wo er als Deckhengst lebte. Kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland traf er bei einer Schau in Kentucky auf seinen Vater, Laheeb. Der Sohn verwies ihn auf den zweiten Platz und verließ die USA als Supreme-Champion. Er sammelte Schleifen, Pokale und Blumenkränze auf allen wichtigen Schönheitsschauen Europas. Vor drei Jahren trat er dann zum ersten Mal in Dubai an, beim International Arabian Horse Championship - und gewann.

Der Herrscher von Dubai berreichte den Friedmanns die Trophäe


Dieses Jahr wagten es die Friedmanns ein letztes Mal. Nach einer Niederlage wäre ihr Held vom Sockel gefallen. Doch sollte ihm zum zweiten Mal ein Sieg in Dubai gelingen, würde er als Legende in die Geschichte eingehen. Als die Familie vom Flughafen in die Stadt fuhr, blickte ihr Pferd von jeder Litfasssäule und vielen Plakaten majestätisch auf sie herab. Die Araber lieben den europäischen Hengst, verehren ihn. Er war in einer großen Halle untergestellt, an deren Eingängen acht Sicherheitsleute postiert waren. Tag und Nacht wachten zwei Tierärzte an seiner Seite.

Der Herrscher von Dubai, Sheikh Mohammed bin Rashid al-Maktum, überreichte den Friedmanns die Trophäe. Den eleganten Hals des Hengstes schmückte ein riesiger Kranz roter und goldener Rosen. Es war Al Lahabs letzte Schau. "Wir wollten es noch einmal wissen, und Al Lahab hat uns nicht enttäuscht", sagt Hansjürgen Friedmann. Noch während der Preisverleihung machten drei Züchter und Scheichs dem Ehepaar sehr verlockende Angebote. Der Wert des Hengstes übersteigt den eines Einfamilienhauses bei weitem. 95 Prozent der Züchter wären längst schwach geworden, glaubt Hansjürgen Friedmann. "Aber für uns ist Al Lahab ein Familienmitglied und deshalb unverkäuflich."