Rund 10 000 Besucher nutzten am Samstag die Gelegenheit, sich bei Führungen über das Baustellengelände über den Albvorlandtunnel zu informieren.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Kirchheim - Mit einem Gewicht von 2300 Tonnen, einer Länge von 120 Metern und einer Kraft von 6000 Pferdestärken waren sie die Stars des Tages: Wanda und Sibylle, die beiden Tunnelvortriebsmaschinen. Doch wer sie genauer zu Gesicht bekommen wollte, der musste sich am Samstag beim Tag der Offenen Baustelle des Albvorlandtunnels neben der Autobahn 8 etwas gedulden. Denn der Andrang war enorm. Rund 10 000 Besucher zog es auf die Großbaustelle, auf der bereits einen Tag zuvor der offizielle Baubeginn mit der Taufe der beiden Tunnelvortriebsmaschinen gefeiert worden war.

 

Für die 8176 Meter lange Tunnelröhre, die in den nächsten eineinhalb Jahren im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm zwischen Wendlingen und Kirchheim entstehen soll, setzt die Bahn erstmals zwei Tunnelvortriebsmaschinen gleichzeitig ein, um den Bau zu beschleunigen. „Wanda macht den Anfang“, sagte Stefan Enck, Ingenieur der schweizerischen Firma Implenia, die für den Bau des Tunnels beauftragt wurde. Rund 20 bis 25 Tunnelmeter arbeiteten sich die beiden Maschinen, die jeweils einen Durchmesser von 10,82 Metern haben, pro Tag durch das Erdreich vor. „Rund 2000 Kubikmeter Erdmaterial fallen dabei täglich an“, erklärte Enck, der die Interessierten in Gruppen über das Gelände führte. Gearbeitet werde im zwölf Stunden-Schichtbetrieb.

Rund 54 000 Betonfertigteile, sogenannte Tübbinge, werden für den Albvorlandtunnel, der nach seiner Fertigstellung einer der zehn längsten Eisenbahntunnel in Deutschland sein wird, verbaut. Der Tunnel bestehe aus zwei eingleisigen Tunnelröhren, die alle 500 Meter mit Querschlägen verbunden werden, berichtete Stefan Enck. Ein Tübbing wiege zehn Tonnen. Wie groß und massiv die Betonfertigteile sind, konnten die Besucher am eigenen Leib erfahren – und zwar auf dem Lagerplatz der Tübbinge, die in unmittelbarer Nähe zur Baustelle hergestellt werden.

Einblicke in den Alltag eines Bauarbeiters

Während sich die meisten Besucherinnen und Besucher auf die Tunnelvortriebsmaschinen wagten, und so zahlreiche Informationen über die Vorgehensweise sowie die Technik und einen Einblick in den Alltag eines Bauarbeiters bekamen, begnügten sich die jüngeren Besucher mit den riesigen gelben Baggern auf der Baustelle, deren Schaufeln gen Himmel ragten. Für die ganz Kleinen gab es das Ganze im Miniaturformat: einen großen Sandkasten mit Plastikbaggern.

Insgesamt werden auf der Großbaustelle zwischen Wendlingen und Kirchheim etwa 600 Bauarbeiter und rund 80 Ingenieure, Geologen und Kaufleute an der Vollendung der beiden Tunnelröhren arbeiten.