Rote, brennende und juckende Augen: Während der Pollensaison leiden viele Allergiker auch unter einer Entzündung der Bindehaut. Woran man sie erkennt und was man dagegen tun kann.

Hamburg - Die Augen sind rot, sie brennen und jucken, zudem sind die Augenlider geschwollen. Dies sind die typischen Zeichen einer Bindehautentzündung, wie sie im Frühling und Sommer bei vielen Pollenallergikern vorkommt. „Die Bindehautallergie tritt sehr häufig mit anderen Symptomen wie Niesen und geschwollener Nasenschleimhaut auf. Teilweise leiden die Betroffenen auch unter Atemwegsbeschwerden wie Asthma“, erklärt Toam Katz, Facharzt für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg.

 

Eine Bindehautentzündung kommt sehr häufig vor, und sie kann viele Ursachen haben: Bakterien oder Viren können das Auge infizieren, Stäube, Schadstoffe oder ein trockenes Auge für ständige Reizung sorgen. Die saisonale allergische Bindehautentzündung wird oft im Kindesalter festgestellt; viele Menschen erkranken aber auch erst zwischen dem 18. und dem 35. Lebensjahr.

Bei der Pollenallergie reagiert der Körper auf die an sich harmlosen Pollen mit einer Überempfindlichkeitsreaktion. Er bildet Antikörper, die sich merken, wie der Auslöser – das Allergen – aussieht. Bei einem weiteren Kontakt mit dem Allergen setzt das Immunsystem einen körpereigenen Stoff namens Histamin frei. Dies erzeugt die allergische Reaktion.

Manche Bindehautentzündung ist hoch ansteckend

Die Bindehaut ist eine durchsichtige Schleimhautschicht an der Innenseite der Augenlider. Sie überzieht auch den Augapfel. Ihre vielen feinen Blutgefäße versorgen die darunter liegende Hornhaut mit Nährstoffen. Die Bindehaut spielt auch beim Schutz des Auges eine wichtige Rolle: „In ihr sitzen enorm viele Zellen, die an der Immunabwehr unseres Körpers arbeiten und die Allergene bekämpfen“, so der Augenarzt Toam Katz. Durch das von den Immunzellen vor Ort freigesetzte Histamin erweitern sich die Blutgefäße in der Bindehaut, und es kommt zu den typischen roten Augen. Die Augenlider schwellen an, es wird mehr Tränenflüssigkeit gebildet, zudem beginnen die Augen zu jucken und zu brennen. Darüber hinaus sind viele Allergiker mit einer Bindehautentzündung stark lichtempfindlich.

In jedem Fall sollte man einen Augenarzt aufsuchen, wenn diese Symptome auftreten, denn nicht immer steckt nur eine vergleichsweise harmlose Pollenallergie dahinter. Sind beispielsweise Viren oder Bakterien die Auslöser, dann ist die Bindehautentzündung hoch ansteckend. Aber auch Hornhautverletzungen können eine Bindehautentzündung verursachen. Das Gleiche gilt für zu lange getragene Kontaktlinsen. Außerdem kann eine plötzliche Erhöhung des Augeninnendrucks vorliegen, die ebenfalls zunächst ähnliche Symptome hervorrufen kann.

Da man den krank machenden Pollen nur schwer aus dem Weg gehen kann, sind Therapieoptionen gefragt. Bei relativ milden Beschwerden kann schon ein „Auswaschen“ mit Tränenersatzmitteln helfen. In den meisten Fällen werden lokale Antihistaminika angewendet, also Augentropfen, die gegen die Allergie gerichtet sind. „Wenn man diese Augentropfen präventiv einsetzt, also vor einem möglichen Kontakt mit den Pollen, kann man die allergische Reaktion schon im Vorfeld unterbinden“, rät Augenarzt Toam Katz. Sogenannte Mastzellstabilisatoren sind eine weitere Behandlungsmöglichkeit. Mastzellen sind Zellen der Immunabwehr, die unter anderem Histamin gespeichert haben. Wird ihre Zellmembran durch Medikamente stabilisiert, dann wird bei einem allergischen Reiz das Histamin nicht – oder nur kaum – freigesetzt. Auf diese Weise wird einer allergischen Reaktion vorgebeugt.

Vorsicht bei kortisonhaltigen Augentropfen, sie können den Augeninnendruck erhöhen

Mastzellstabilisatoren wie etwa Cromoglicinsäure müssen bereits zwei bis drei Wochen vor der Pollensaison in Form von Augentropfen genommen werden. Während früher auch oft kortisonhaltige Augentropfen verschrieben wurden, ist man da heute vorsichtiger, da sie den Augeninnendruck erhöhen können. Ebenfalls kritisch gesehen werden sogenannte Weißmacher: Dies sind freiverkäufliche Augentropfen mit Wirkstoffen, die die Blutgefäße der Bindehaut verengen. Die Rötung nimmt ab, und das Auge wird wieder weiß. „Sie stören mit der Verringerung der Durchblutung auch die Ernährung der Binde- und Hornhaut“, warnt der Augenexperte Katz. „Ich würde den Einsatz von Weißmachern nur über einen sehr kurzen Zeitraum empfehlen.“ Als begleitende Maßnahme können kalte Kompressen angewendet werden, allerdings nie mit Kamille, denn darauf kann das Auge mit zusätzlichen Entzündungen reagieren.

Da die Symptome der Pollenallergiker jedes Jahr auftreten, raten viele Augenärzte zu einer spezifischen Immuntherapie. Darunter versteht man eine Hypo- oder Desensibilisierung, die bis zu drei Jahre dauern kann. In dieser Zeit erhält der Patient regelmäßig kleine Mengen der allergieauslösenden Substanz gespritzt oder als Tropfen unter die Zunge. Die Therapie kann nur in der pollenfreien Zeit begonnen werden.

Info: Pollenallergie

Bei Pollen handelt es sich um winzige pflanzliche Zellen, die das männliche Erbgut übertragen. Sie können durch den Wind über Hunderte von Kilometern weit verstreut werden. Eine einzige Roggenähre etwa enthält bis zu vier Millionen Pollen.

Die Frühblüher wie Birke, Erle und Haselnuss schütten ihre Pollen derzeit aus und verursachen heftige Reaktionen bei denen, die gegen die Pollen allergisch sind. Im Sommer sind es die Gräser- und Blütenpollen, die Allergien auslösen. Dazu reichen bei manchen Pflanzen schon 50 Pollen pro Kubikmeter Luft aus.

Bei der Anwendung von Augentropfen ist absolute Hygiene erforderlich. Zuerst sollten die Hände gründlich gewaschen werden, damit keine Keime ins Auge gelangen. Mit der einen Hand zieht man das Unterlid etwas herunter, richtet den Blick nach oben und träufelt die Tropfen in den Bindehautsack. Nach der Anwendung das Auge schließen und kurz geschlossen halten. Die genaue Anwendungsdauer hängt vom Medikament ab und steht in der Packungsbeilage.

Auf keinen Fall sollte die Spitze des Fläschchens mit den Wimpern oder der Bindehaut in Kontakt kommen, denn dann können Mikroorganismen von dort in die Augentropfen gelangen und bei der nächsten Anwendung das Auge infizieren. Aus dem gleichen Grund sollten angebrochene Fläschchen nicht länger als vier Wochen im Gebrauch sein. Aus hygienischen Gründen sollte man Augentropfen nicht mit anderen Familienmitgliedern teilen.

Die Zahl der Pollenallergiker wächst immer mehr; man schätzt, dass rund 16 bis 20 Prozent der Deutschen unter einer derartigen Allergie leiden.