Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Heute sei die AfD „zu mindestens 90 Prozent pro Putin“ und sehr skeptisch gegenüber der Nato eingestellt, versichert Lucke. Was ihn seit seinem Ausscheiden etwas stutzig gemacht habe, sei die Tatsache, dass die AfD – nachdem das Parteienfinanzierungsgesetz verändert wurde und der Goldhandel nicht mehr als Geldquelle herangezogen werden konnte – nach einem Spendenaufruf, der nicht in den sozialen Medien vorbereitet worden sei, drei Millionen Euro innerhalb kürzester Zeit erlöst hätte. Das fand Lucke bemerkenswert, „weil die AfD zuvor nie solche Beträge erhalten hatte“. Er hat zwar keinen Hinweis darauf – doch erinnert dies an die verdeckten Geldströme, mit denen der Front National in Frankreich aus Moskau unterstützt wird.

 

Der Blick geht über den Wahltag hinaus

Der Alfa-Chef ist emsig unterwegs: An diesem Donnerstag eilt er von Straßburg nach Karlsruhe, abends nach Heilbronn. Am Freitag macht er Wahlkampf in Donaueschingen, Waldshut-Tiengen und Lörrach. Im Südwesten setzt er derzeit seinen Schwerpunkt. Ein Wahlergebnis von drei Prozent wäre da „sicher ein Erfolg“. Weil dies aber nicht so realistisch erscheint, schaut er lieber nach vorne: „Ich sehe für Alfa über den Wahltag hinaus eine Perspektive, sich zu etablieren.“ Weil die AfD nach rechts marschiere, die CDU sich sozialdemokratisiere und die FDP noch große Probleme mit ihrer Stammwählerschaft habe, verkörpere sonst keine Partei mehr glaubwürdig das bürgerliche liberalkonservative Wählerspektrum. Zudem könne die Eurokrise wieder aufflammen, wie die Probleme im Finanzsektor mit der Niedrigzinspolitik zeigen. In der Flüchtlingskrise werde der Zuspruch für die AfD zudem sinken, wenn erst den Eindruck entstehe, dass alles wieder in rechte Bahnen komme.

Etwa 2800 Mitglieder hat Alfa bundesweit – davon 500 im Südwesten. Ihre langfristige Perspektive ist allerdings fraglich, folgt man der ZDF-„Heute show“, die Alfa jüngst als Partei der Alten hemmungslos verspottete. Dennoch war Lucke darüber „richtig froh“. Die Satiresendung habe doch den ersten Teil des Wahlwerbespots gesendet und den Versuch aufgegeben, Alfa in die rechte Ecke zu schieben. „Das war natürlich total übertrieben, aber dass man wegen irgendetwas aufs Korn genommen wird, ist doch jedem klar.“ Da Rentner die höchste Wahlbeteiligung in Deutschland hätten, sei es nicht nur negativ, Alfa so darzustellen.