Mittlerweile fast im Wochentakt eröffnen Einrichtungen der Jugendhilfe neue Angebote für Flüchtlinge. Rund 40 minderjährige Asylbewerber sind bereits völlig ohne familiäre Begleitung ins Filstal gekommen und benötigen Unterstützung.

Göppingen - Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) auf dem Bläsiberg bei Wiesensteig, das Bruderhaus Diakonie in Deggingen, das Rupert-Mayer-Haus in Göppingen oder die Vinzentiuspflege in Donzdorf, sie alle sind bekannt als Träger für Jugendhilfemaßnahmen und neuerdings auch in der Flüchtlingshilfe tätig. Alle vier Träger haben nämlich bereits Wohngruppen für so genannte „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ eingerichtet, für jene Jugendliche also, die meist aus Afrika, Syrien, dem Irak oder Afghanistan ohne Eltern oder sonstige erwachsenen Verwandten geflüchtet sind oder unterwegs ihre Familie verloren haben. Rund 40 dieser Jugendlichen sind mittlerweile auch im Kreis Göppingen angekommen und somit ein Fall für das Göppinger Kreisjugendamt.

 

Direkt am Bahnhof aufgegriffen

„In der Regel werden die Jugendlichen aus den Erstaufnahmestellen zugewiesen. Wir müssen auch jene Landkreise vor allem an der französischen Grenze entlasten, wo besonders viele dieser unbegleitenden jugendlichen Flüchtlinge ankommen“, erklärt Jürgen Braun, der Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes im Kreisjugendamts.

Und schließlich gebe es immer öfter auch Minderjährige, die direkt am Göppinger Bahnhof aufgegriffen würden. „Wir hatten erst neulich einen solchen Fall. Da müssen wir dann schnell reagieren, wie bei einer Inobhutnahme“, so Braun. Er räumt auch ein, dass die jugendlichen Asylbewerber das Jugendamt und die Träger an ihre Kapazitätsgrenzen brächten. „40 Flüchtlinge, das bedeutet auch 40 Vormundschaften. Da wird es bei allen knapp und wir können bald jede Woche eine neue Wohngruppe eröffnen“, erklärt er. Es sind Braun zufolge vor allem junge Männer im Alter von 16 bis 18 Jahren, die auf eigene Faust die Flucht vor den unhaltbaren Zuständen in ihrer Heimat ergriffen haben. Unlängst jedoch habe der Landkreis auch einen 13-Jährigen aufgenommen, der ganz allein gekommen sei.

Auch Pflegeeltern bieten Hilfe an

In der Regel bemühe sich das Jugendamt, die Jugendlichen in einer Wohngruppe unterzubringen. „Die stationäre Aufnahme ist die erste Wahl, auch, weil wir meist erst herausfinden müssen, wie es den Jugendlichen geht, wo sie stehen, welche Hilfen sie benötigen. Das geht nur im intensiveren Kontakt“, verdeutlicht Braun. Die Träger seien da bisher sehr flexibel. Rund 4000 Euro pro Monat kostet ein Platz in einer Wohngruppe. Bezahlt werden diese Kosten jedoch nicht vom Landkreis, sondern vom Bund.

Etwas günstiger ist die Unterbringung in einer Pflegefamilie, was ebenfalls angestrebt wird. „Wir haben sogar einige Familien, die schon von sich aus ihre Hilfe angeboten haben. Wir sind jetzt dabei eine entsprechende Konzeption zu erarbeiten“, sagt Jürgen Braun.

Jugendamt rechnet mit Zunahme

Demnach sollten die Familien genau wissen, auf was sie sich einlassen und entsprechend geschult werden. Man müsse davon ausgehen, dass die unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge mehr oder weniger traumatisiert seien, so Braun. Das stelle deren Umfeld durchaus vor gewisse Herausforderungen. „Und wir werden in Zukunft noch mehr mit solchen Schicksalen zu tun haben“, vermutet er.