Die Ludwigsburger Stadträte sind auf dem falschen Kurs: der Arsenalplatz muss Parkplatz bleiben – und der Marktplatz sollte es wieder werden. Nur so lassen sich vegetativer und gastronomischer Wildwuchs eindämmen.

Ludwigsburg - Immer diese Linken und ihre Fantastereien, die schnurstracks ins Chaos führen. Zwar sind sie in Ludwigsburg nur eine Splitterpartei, aber sie sind furchtbar zäh. Stur halten sie noch an den kleinsten Ideen fest, auch wenn deren Umsetzung Jahrzehnte dauert. Klar, sie haben einschlägige Erfahrung, weil ihre ganz großen Visionen (Nieder mit der Bourgeoisie, Paradies auf Erden) schon 150 Jahre auf sich warten lassen. Darum aber müssen sich die anderen Parteien noch lange nicht am Nasenring führen lassen und nun ebenfalls für so unsinnige Konzepte wie einen autofreien Arsenalplatz plädieren. Wer braucht denn so was?

 

Es mag wenig verwundern, dass mittlerweile die Halblinken von der SPD so tun, als sei die Idee auf ihrem Mist gewachsen, aber als jetzt auch noch Grüne und Freie Wähler damit auftrumpften, zog die Linken-Stadträtin Claudia Dziubas die Notbremse: Bevor ihre politischen Großtaten verwässert werden, wollte sie klargestellt haben, dass sie diejenige ist, die schon seit 30 Jahren maßgeblich an der Neugestaltung der Ludwigsburger City arbeitet – und sie erinnerte auch daran, dass sie vor Jahr und Tag mitgerungen hat, als es darum ging, den Marktplatz autofrei zu machen. Tatsächlich. Allen Ernstes. Ganz so, als erwarte sie dafür auch noch einen Orden.

Eine 8800 Quadratmeter große Innenstadtbrache

Aber damit ist Frau Dziubas wohl weit über das Ziel hinausgeschossen. Sie sollte sich lieber freuen, dass über diese Tat der Mantel des Schweigens gebreitet worden ist. Was bitteschön, wurde denn damit erreicht? Anarchie, ästhetische Entgleisungen und eine 8800 Quadratmeter große Innenstadtbrache. Das Ordnungsamt muss ständig mit dem Maßband vorbeikommen und endlose Scharmützel mit Wirten ausfechten: wegen zu großer oder zu mickriger Bäume auf dem barocken Exerzierfeld. Und die Autofahrer? Die Not ist so groß, dass manche schon auf Tiefgaragen (!) ausweichen. Hat man da noch Töne? Das kann doch niemand wirklich gewollt haben.

Wer sich an die herrlichen Zeiten im ausgehenden 20. Jahrhundert erinnern kann, der möchte nur noch in nostalgischen Gefühlen schwelgen. Bis zu dieser schrecklichen Wende im Jahr 1995 erlebte der Marktplatz seine einzige echte Blütezeit. Nie in 300 Jahren war er sinnvoller genutzt als in jener Epoche, in der er den Autos als Abstellplatz dienen durfte. Da herrschte eine wahrhaft himmlische Ordnung. Ach, könnte man doch die Zeit zurückdrehen. Dann würden auf dem Platz endlich keine Menschen mehr müßig herumsitzen. Menschen machen Geräusche, und das braucht wohl niemand. Dann wäre endlich Schluss mit diesem Frevel vor der barocken Architektur. Tannengrüne Sonnenschirme über orangeroten Tischdecken und blauen Stühlen – alles überflüssig.

Autos haben den Vorteil, dass man sie mühelos nach Marke, Größe und Typ ordnen kann. Die Straßenbehörde könnte den Marktplatz in Zonen für schwarze, weiße und silberne Autos aufteilen. Alle anderen Farben blieben selbstredend verbannt, weil sie den Blick auf das historische Ensemble beeinträchtigten. Aber leider, die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Im Gegenteil: weil sich der halbe Gemeinderat mit dem Virus des Hedonismus angesteckt hat, wird alles noch schlimmer. Nun soll auch noch die schöne Parkordnung am Arsenalplatz weg. Und wofür? Für grünen Rasen, Sitzbänke und Spielgeräte. Es gehört wahrlich nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, wohin das führen wird: Lärm wird sein und Menschengetümmel. Mit einem Wort: Wildwuchs wie auf dem Marktplatz.