Die Immobilienblase treibt seltsame Blüten. Selbst ein Haus, das als „Ludwigsburg Horror Picture Show“ angepriesen wird, trifft auf 80 Interessenten. Gedanken dazu von Rafael Binkowski.
Ludwigsburg - Es dauert wohl nicht mehr lange, bis die ersten jungen Familienväter vor der Geschäftsstelle der städtischen Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) zelten, um noch die letzte bezahlbare Immobilie zu ergattern. Völlig übertrieben, meinen Sie? Dann lesen Sie mal weiter. Wie viele Interessenten fänden sich wohl in Brandenburg, wenn ein Makler ein Haus mit folgenden Worten anpreisen würde? „Bei der Überschrift ‚Ludwigsburg Horror Picture Show‘ ist der Name Programm. Wenn Sie auf der Suche nach einer gruseligen Herausforderung sind, Ihnen kein Schimmel zu viel ist und Sie viel Platz benötigen, dann haben Sie Ihre Immobilie gefunden.“ Wasserschaden, desolater Zustand, Schimmel in allen Geschossen und im Treppenhaus, ein stark verwilderter, nicht zugänglicher Garten. So stand es in einem Immo-Portal.
Schimmel-Hütte hat 80 Interessenten
Aber wir sind ja nicht in Brandenburg, sondern in der Boom-Metropolregion mit akuter Immobiliennot. Da kann man selbst dafür noch knapp 300 000 Euro verlangen. Bevor Sie sich jetzt die Finger am Telefon wundtippen: Das lange Zeit verwaiste Haus ist schon weg. Natürlich. Der Makler, der sich den Anzeigentext ausgedacht hat, brauchte sich über fehlende Nachfrage nicht zu beklagen: 80 Anrufe und 30 ernsthafte Interessenten. Binnen kurzer Zeit war die Hütte vercheckt – schließlich gibt es im Schwäbischen genug Bastler, die ein solches Haus so aufmöbeln, dass man wieder akkurat die Kehrwoche machen kann.
Demnächst werden vermutlich noch Hundehütten als Einzimmerwohnungen verscherbelt – mit tollem Blick (auf die Hofeinfahrt), kostenloser Kost (Chappi) und extra Sicherheitsvorkehrungen (Hundeleine). Aber nicht unter 80 000 Euro, wohlgemerkt! Und dann, irgendwann so im Jahr 2019, werden wir es hören. Ein lautes, krachendes Puffffff. Ahnen Sie, woher das Geräusch stammen wird? Genau – die Immobilienblase wird platzen. Dann muss uns der zu diesem Zeitpunkt amtierende US-Präsident Donald Trump retten und alle faulen Kredite aufkaufen. Und Ludwigsburg bekommt dann das, was Stuttgart nie erreicht hat: einen Trump-Tower. Höher als Wüstenrot. Und Kasinos in Eglosheim. Dann doch lieber das Schimmelhaus. Unrenoviert. Oder gleich die Hundehütte. Wuff!