Warum auf der Weinlaube kein Bier erlaubt ist. Warum Sioux das Kriegsbeil ausgräbt und beim Schäferlauf der Kopf kühl bleibt – alles das erklärt unser Kolumnist Rafael Binkowski.

Ludwigsburg - Ach ja, es ist zur Zeit wahlweise stechend heiß oder feuchtschwül in unserem schönen Kreisle. Immerhin trösten uns die Feste über das Sommerloch. Trotz Taschenkontrollen, falls der Islamische Staat in Eglosheim zuschlägt. Aber ein Leser hat sich ziemlich geärgert, weil er bei der Weinlaube im Rathaushof sein Hefeweizen nicht mitbringen durfte. Gut, man könnte jetzt kalauern: Bier auf Wein, das lass’ sein. Vielleicht hilft ein Besuch beim herzoglichen Weingut auf Schloss Monrepos. Wobei auch dort der Gerstensaft tabu wäre. Bleibt für das klare Helle wohl nur der Biergarten, der ist dann auch ganz ohne Kontrollettis.

 

Bevor es zu weinselig wird, ein (Pardon) bierernstes Thema. Der kleine Schuhhersteller Sioux aus Walheim gräbt das Kriegsbeil aus und rennt gegen den großen weißen Mann des Deutschen Olympischen Sportbundes an. Kein Sponsoring mehr für Gigantismus und Olympischen Spielen, die den Kontakt zur Bevölkerung verloren haben! How, möchte man da rufen. Bleibt zu hoffen, dass die Schlacht so ausgeht wie die 1876 bei Little Big Horn, als die Sioux-Rothäute unter Häuptling Sitting Bull einen großen Sieg davontrugen. Wobei der Geschäftsführer des Schuh-Herstellers schon vom Phänotyp eher an den edlen Winnetou mit der Silberbüchse erinnert.

Markgröningen spendet Schatten und Gießkanne

Aber kommen wir zurück zur profanen Festkultur. Die Markgröninger haben am Wochenende mal wieder gezeigt, wie Großveranstaltungen trotz Bullenhitze einen kühlen Kopf bewahrt. Nicht nur, weil der Bürgermeister Rudolf Kürner knitz unter seinem Strohgut einen Kühlakku versteckt hat. Auch beim großen Festumzug am Sonntag hat ein Anwohner mit der Gießkanne am Wegesrand ausgeharrt und jedem, der es wollte, Erfrischung verschafft. Mittels einer Gießkanne.

Nur ein Manko galt es zu beklagen: Am Samstag war auf dem glühend heißen Stoppelfeld um 14 Uhr das stille Wasser restlos ausverkauft. Auf der anderen Seite lobte einer der tapferen Sicherheitsmänner, die an einem Eingang Taschen kontrollierten, die Einheimischen. Denn die waren keineswegs genervt, sondern brachten einen Schirm vorbei und spendeten Schatten. „Markgröningen ist ein guter Einsatzort“, sagt der fast gerührte Security-Mitarbeiter, „das ist keineswegs überall so.“

Vielleicht kann sich Ludwigsburg ja eine Scheibe abschneiden von den sympathischen Markgröningern. Was den kühlen Kopf angeht, täte dieser vielleicht manchem Kommunalpolitiker auch ganz gut. Oder vielleicht hilft auch der Zauberer Bastian Fischer aus Bietigheim-Bissingen – der in Las Vegas schon David Copperfield getroffen hat. Simsalabim – und alle hitzigen politischen Konflikte sind weggezaubert.