Zwei Teams von den Fildern starten am Samstag bei der Allgäu-Orient-Rallye

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder - Jan Christ verspricht sich viel von der Allgäu-Orient-Rallye. „Wir reisen in fremde Länder. Und zwar auf eine Art und Weise, dass man gezwungen ist, die Menschen dort kennenzulernen“, sagt der Student. Darüber hinaus sei es ein Projekt, das gut vorbereitet und organisiert werden müsse. Dabei könne er jede Menge lernen und wertvolle Kontakte knüpfen. Vor allem werde er Informationen aus erster Hand über den Nahen Osten bekommen und könne sich ein Bild über die Lage im Orient machen.

 

Besonders am Herzen liegt Christ aber der Charity-Gedanke. „Die Rallye macht auf die Missstände und die vielen Hilfsprojekte aufmerksam“, sagt der angehende Luft- und Raumfahrttechniker. Zusammen mit fünf Freunden, die alle auf dem Vaihinger Campus studieren, macht er sich am Freitag auf den Weg nach Oberstaufen. Von dort aus starten sie am Samstag, 30. April, als Team Sugar Racing ins Abenteuer. Die 7777 Kilometer lange Strecke der Allgäu-Orient-Rallye führt im Zick-Zack-Kurs in den Nahen Osten.

Der Veranstalter hat das Ziel geändert

Eigentlich sollte Teheran das Ziel sein. Doch mittlerweile verkündet der Veranstalter auf seiner Internetseite, dass es aufgrund der politischen Lage ein neues Ziel und eine neue Route gibt. Wo es lang geht, erfahren die Teilnehmer beim Start. Die 111 Teams starten in der Regel mit sechs Leuten, die sich auf drei Autos verteilen.

Die Sugar Racer haben drei 5er BMW, denen sie die Namen Werner, Bernhardt und Manfred gegeben haben. „Das ist völlig willkürlich gewählt“, sagt Christ und lacht. Bei der Rallye gilt für alle Fahrzeuge, dass diese mindestens 20 Jahre alt sein müssen oder aber einen Marktwert von 1111 Euro nicht überschreiten dürfen.

Auch das Team Fehlzündung kommt von der Filderebene. Heute machen sich die vier Männer und zwei Frauen mit ihren Autos Schnegge, Prinzessin und Perle auf den Weg nach Oberstaufen. Es sind drei Mercedes E-Klasse. Beide Teams haben in den vergangenen Monaten ihre Fahrzeuge rallyetauglich gemacht. Zumindest soweit dieses finanzierbar war. „Die Federspeicher an den Hinterachsen haben wir nicht repariert“, sagt Carlos Köhler vom Team Fehlzündung. Die Folge: „Es holpert ein wenig. Den Schlaglöchern müssen wir also ausweichen.“ Um Farbe ins Spiel zu bringen, haben alle drei Autos des Teams Fehlzündung pinke Dachboxen.

Die Teams pflanzen Rosenstöcke

Die Rallye ist kein ganz billiges Vergnügen. Vor allem die Fahrzeuge, deren Umbau und das Benzin müssen finanziert werden. Um einen Teil des Geldes wieder reinzubekommen, haben beide Teams Sponsoren gesucht und gefunden. Darunter sind vor allem viele Privatpersonen, welche die Rallyefahrer mit kleinen Spenden unterstützen. Crowdfunding nennt sich diese Form der Projektfinanzierung. Die BW-Bank bietet dafür eine Plattform, welche von beiden Teams genutzt wurde. Die klassischen Reisekosten, also zum Beispiel den Rückflug und den Proviant, übernehmen die Teammitglieder selbst. Der Rückflug ist erforderlich, weil alle Fahrzeuge, die das Ziel erreichen, vor Ort verkauft werden. Das Geld fließt in soziale Projekte. Das Siegerteam bekommt ein Kamel. Die Gewinner verschenken dieses meistens an einen Beduinen oder Farmer und schaffen so für einen armen Menschen eine Lebensgrundlage.

In diesem Jahr wollen die Rallye-Teilnehmer auch ein Zeichen für den Frieden setzen. Sie haben Rosenstöcke aus ihren Heimatgemeinden im Gepäck und legen in Oberstaufen, in Istanbul und in Tiflis einen Friedensgarten an.