Ihr Allianz-Campus kostet einen dreistelligen Millionenbetrag. Erklären Sie bitte die Motivation, aus den zwei bisherigen Standorten in der City, die es ja aus gutem Grund gegeben hat, nun einen zu machen.
Die guten Gründe waren historisch gewachsen. Die Allianz Sachversicherung gibt es seit 1876, damals noch unter dem Stuttgarter Verein, der hier gegründet wurde und der später in die Allianz überging. Seit 1927 hat die Allianz Lebensversicherung ihren Sitz in Stuttgart. Es waren zwei getrennte Gesellschaften in getrennten Gebäuden. Aber längst sind wir ein Unternehmen mit gemeinsamen Systemen, Prozessen und Kunden. Insofern sind zwei getrennte Standorte nicht effizient. Die Betriebskosten sind zu hoch. Außerdem haben die Gebäude viele Altbaubestandteile, es gibt dicke Mauern, viele Winkel und große repräsentative Flächen, die man heute nicht mehr braucht. Die Gebäude erfüllen auch nicht unseren ökologischen Standard. Dieses Thema nehmen wir im Konzern sehr ernst. Seit 2006 habe wir unseren CO2-Ausstoß um über 50 Prozent gesenkt, unter anderem, indem wir ineffiziente Gebäude aufgegeben oder renoviert haben.
Die Wege werden auf jeden Fall kürzer.
Das ist der wichtigste Aspekt, weil wir heute andere Formen der Zusammenarbeit pflegen. Früher arbeitete jeder in seiner Struktur ohne Kommunikation. Heute betreiben wir agiles Arbeiten, anlassbezogen und strukturübergreifend. Es wird schwierig, wenn sich der IT-Experte aus der Reinsburgstraße, der Kundenberater aus der Uhlandstraße und der Kollegen von der Betriebsunterstützung in der Marienstraße an einen Tisch setzen wollen, um schnell die beste Lösung für den Kunden zu entwickeln. Wie will ich Höchstleistungen verlangen, wenn ich kein Umfeld habe, in dem das möglich ist und in dem man sich wohlfühlt? In den alten Gebäuden könnten wir die nötige kreative Atmosphäre nur mit extrem hohem Aufwand erreichen.
Wer Standorte zusammen legt, will seine Strukturen verschlanken. Sie reduzieren ihre Fläche auch von 215 000 auf 170 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Das geht gewöhnlich zu Lasten des Personals.
Das hat in der Tat zur Frage geführt, ob wir kleiner werden. Aber nein, es sind genau so viele Arbeitsplätze wie an den beiden großen Standorten und den kleinen wie Marien- und Silberburgstraße, die auch aufgegeben werden. Der Umzug ist ein klares Bekenntnis: Stuttgart bleibt der zweite große Hauptstandort der Allianz in Deutschland mit den entsprechenden Stabseinheiten.