Der Bezirksbeirat Stuttgart-Vaihingen lehnt den Bau des Versicherers an der Heßbrühlstraße weiterhin ab. Die Gründe dafür sind nicht neu.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Abstimmen durften die Vaihinger Bezirksbeiräte am Dienstagabend nicht. Michael Hausiel und Inge Messer vom Stadtplanungsamt sowie Claus Deblitz, Gesamtprojektleiter bei der Allianz, stellten das Ergebnis des Preisgerichts vor, das den Entwurf des Büros Gerber Architekten zum Sieger kürte. Der Tagesordnungspunkt war lediglich zur Kenntnisnahme. Das hinderte die Lokalpolitiker aber nicht daran, ausführlich zu diskutieren. Die Gründe, aus denen sie das Bauvorhaben kritisieren, sind bereits bekannt. Die Versiegelung von Grünflächen, der Einfluss auf das Stadtklima durch den Bau in der Kaltluftschneise und der durch die neuen Arbeitsplätze zunehmende Verkehr bereiten den Bezirksbeiräten Kummer.

 

„Für den Verkehr und das Stadtklima sind nicht einmal im Ansatz Lösungen gefunden“, sagte Volker Schweizer (Grüne). Ursula Rüdenauer (AfD) fand es „unverantwortlich“, in der Grünfläche zu bauen, Sigrid Beckmann (SPD) konnte das Projekt „nicht akzeptieren“. „Es ist bedauerlich, dass der Grünzug, den die Allianz anlegen will, nur 40 statt der geforderten 50 Meter Breite haben soll“, sagte Beckmann.

Die Bebauung sei „nicht zu verantworten“

Eyüp Ölcer (Freie Wähler) fürchtete vor allem den zunehmenden Verkehr. „Es bereitet mir Bauchschmerzen, wenn ich die Pläne der Allianz so sehe“, sagte er. Kristin Wedekind (Grüne) fürchtete unter anderem, die zweigeschossig unter der Erde verlaufende Bebauung habe Einfluss auf die Entwässerung. Bei Starkregen könne das Wasser Richtung Dürrlewang ablaufen und dort Keller fluten. „Der Standort ist für die Bebauung völlig ungeeignet“, sagte Wedekind. Michael Hausiel versprach, die Anregungen zum Thema Hochwasserschutz und Grundwasser mitzunehmen und zu prüfen.

„Nur weil der Entwurf architektonisch der beste war, heißt das nicht, dass der Standort der richtige wäre“, fand auch Gerhard Wick (SÖS/Links-plus). Aus stadtklimatologischen Gründen sei eine Bebauung an der Stelle „nicht zu verantworten“. Der zusätzliche Verkehr werde in den Plänen gar nicht berücksichtigt.

Die CDU hingegen fand lobende Worte. Wolfgang Georgii gefiel die „Durchlässigkeit“ der Bauten, die ihn an das Dorotheenquartier in der Innenstadt erinnerten. Ulrich Bayer fand den Entwurf „klimatologisch sehr gut“. Die Gebäude von Scharr auf der anderen Seite der Liebknechtstraße würden heute schon den Kaltluftfluss behindern. Dennoch gebe es in dem Entwurf „noch einiges zu optimieren“.

Stadt hat „Hausaufgaben“ für die Allianz und die Architekten

Das findet auch die Stadtverwaltung und hat dem Architekturbüro „Hausaufgaben“ mitgegeben, wie Michael Hausiel es formulierte. Auch die Allianz möchte Anpassungen. Die Stadt möchte unter anderem die „Brücken“ zwischen den einzelnen Baukörpern reduzieren, Tiefgarageneinfahrten verlegen und den südwestlichen Baukörper so anpassen, dass die Luft besser vorbei strömt. Die Allianz möchte auf das geplante 16-stöckige Hochhaus noch zwei Geschosse draufsetzen und die Geschosshöhe erhöhen. Die gesetzten Vorgaben erlauben das, erklärte Hausiel.

Der Bau werde nicht größer, sagte Claus Deblitz. „Die 100 000 Quadratmeter oberirdisch und die 70 000 Quadratmeter unterirdisch waren von Anfang an klar“, so der Projektleiter. Mit den vom Bau betroffenen Vereinen habe man gemeinsam Lösungen gefunden, betonte er. Eine Sporthalle ist in den Plänen enthalten, zudem wolle die Allianz ein Fußball- und ein Volleyballfeld errichten. „Der Verkehr ist das Hauptthema. Das sehen wir genauso“, sagte Deblitz. Mit der Stadt habe man einen kompetenten Partner, der für die Erstellung eines Verkehrskonzepts zuständig sei.