Beim Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart stehen neun neue Spielerinnen aus vier Ländern auf dem Feld. Nach der schlechten letzten Saison hofft die Clubführung deshalb vor allem, dass die Integration der Neuzugänge klappt.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Wenn elf hübsche Damen das Kaufhaus Breuninger in Stuttgart betreten, kommen sie normalerweise zum Shoppen. Der Auftritt am Mittwochvormittag hatte jedoch einen anderen Hintergrund – es präsentierte sich die Mannschaft des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart, genau zwei Wochen vor dem Saisonstart in Dresden. Und zwar im Hause des neuen Sponsors, und das ist wichtig für den umtriebigen Clubmanager Bernhard Lobmüller. „Wir müssen das Thema Frauensport noch besser an die Industrie hier bringen“, sagt er.

 

Allen Bemühungen zum Trotz führt der Verein in Stuttgart immer noch eine Art Schattendasein in der Scharrena, quasi unter dem Dach des schier übermächtigen VfB, mit dem es in der Vergangenheit schon die eine oder andere Kooperation gab. Doch bei allem Wehklagen über die Monopolstellung des Fußballs kann auch Allianz MTV kleine Erfolge verbuchen. Mehr als 1700 Zuschauer verfolgten in der vergangenen Saison im Durchschnitt die Heimspiele, womit Stuttgart hinter Dresden auf Platz zwei in dieser Liste lag. Der Korrektheit halber muss aber gesagt werden, dass etliche Freikarten ihren Teil dazu beitrugen. Weshalb Lobmüller nun betont: „Wir müssen den Umsatz an Eintrittsgeldern in den sechsstelligen Bereich bringen.“ Bisher gelang das nur zu zwei Dritteln, mithin steuerten die Besucher nur etwa zehn Prozent des Etats von 700 000 Euro bei.

Das beste Argument für die Fans ist immer noch die sportliche Leistung, und auch die blieb im Vorjahr hinter den Erwartungen. Platz neun – eine Enttäuschung. Nicht zuletzt deshalb wurde nahezu der komplette Kader ausgetauscht. Neuanfang statt Umbruch. Geblieben sind nur das Eigengewächs Jelena Wlk, die wegen Lendenwirbelproblemen noch zwei oder drei Wochen ausfällt, und Alessandra Jovy-Heuser. Im Gegenzug kamen neun neue Spielerinnen aus vielen verschiedenen Ländern (USA, Brasilien, Griechenland, Kroatien). Damit keine verbalen Missverständnisse aufkommen, soll nach Ende der Vorbereitung zweimal in der Woche Deutsch auf dem Stundenplan stehen.

Das Ziel lautet eindeutig Play-offs

Für die Rückkehrerin Kim Renkema aus Holland ist die Sprache kein Problem, nicht zuletzt deshalb ist der einstige Publikumsliebling auch neue Kapitänin und sagt: „Ich denke schon, dass mit dieser Mannschaft einiges möglich ist.“ Was? „Die Play-offs.“ Also mindestens Platz sechs.

So lautet auch das Ziel des Trainers Guillermo Naranjo Hernandez, der im Vorjahr kurz nach dem Start seinen Posten übernahm und nun erstmals die volle Verantwortung trägt. Zwei Monate lang hat er sich täglich vier Stunden lang Videos von Spielerinnen angeschaut oder Kontakte geknüpft, um – im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten natürlich – die optimale Mischung zu finden. „Das ist mein Kader“, sagt der Spanier, „wenn es nicht läuft, trage ich die Schuld.“ Damit nicht wieder ein Seuchenjahr eintritt, ist die Mannschaft bereits seit dem 18. August im Training am Ball. „Wir brauchen eine intensive Vorbereitung, weil wir viele neue Spielerinnen integrieren müssen“, sagt Hernandez. 14 Testspiele stehen auf dem Plan, die letzten davon am Wochenende zweimal beim Ligarivalen Vilsbiburg sowie im Trainingslager in Italien.

Dort soll dann der Feinschliff für die Punkterunde geholt werden, die am 22. Oktober beginnt – unglücklicherweise mit drei Auswärtsspielen, ehe am 8. November Aurubis Hamburg in die Scharrena kommt. Die Hamburgerinnen waren letzte Saison noch schlechter als Stuttgart, doch Hernandez warnt: „Dieses Jahr sind sie ein Play-off-Kandidat.“ Soll heißen: die Liga ist stärker geworden. „Aber wir auch“, sagt Hernandez. Das muss sich in Stuttgart nur noch herumsprechen.