Allianz MTV Stuttgart scheitert im fünften Finale an Dresdens Block – und verliert mit 0:3. Aus Sicht der Verantwortlichen ist die verpasste Meisterschaft kein Grund, um lange traurig zu sein.

Dresden - Als Sido den Text zu seinem Song „Mein Block“ verfasst hat, wollte er das Leben in seinem Berliner Stadtviertel beschreiben. Nicht im Traum dachte er daran, dass es zur Hymne in allen Volleyball-Hallen werden würde – es wird nach jeder erfolgreichen Abwehr am Netz eingespielt. Die Stuttgarter Volleyballerinnen können das Lied seit gestern Abend allerdings nicht mehr hören. Zu oft schallte es durch die voll besetzte Arena in Dresden. Der Block war das entscheidende Element beim 3:0-Sieg (25:18, 25:20, 25:17) des Dresdner SC, der damit die Finalserie mit 3:2 für sich entschied und den dritten DM-Titel in Serie holte. „Es ist echt krass, wie viel stärker das jeweilige Heimteam in Block und Abwehr gespielt hat“, meinte DSC-Trainer Alexander Waibl, „wir haben die Meisterschaft gewonnen, weil wir aus unseren beiden schlechten Spielen in Stuttgart gelernt haben.“

 

Und weil dem MTV-Team im entscheidenden Duell die Kraft ausgegangen ist. „Wir haben uns bei unserem Sieg am Samstag in der Porsche-Arena leer gespielt, weil wir unbedingt ins fünfte Spiel wollten“, meinte Kapitänin Kim Renkema, „doch in Dresden war einfach nicht mehr drin.“ Und Libera Lisa Thomsen sagte: „Dresden hat super viel Druck gemacht, wir konnten einfach nicht mehr dagegen halten.“

Letztlich zerschellte der Traum von der ersten Meisterschaft am DSC-Block, der echte Größe zeigte. Vor allem Mittelblockerin Kathleen Slay (1,98 m) brachte die Stuttgarterinnen schier zur Verzweiflung, stand am Netz wie eine Wand. Zudem schafften es die Gäste nie, die Emotionalität ins Spiel zu bringen, die sie bei ihren Auftritten vor eigenem Publikum auszeichnet. Trainer Guillermo Naranjo Hernandez zeigte sich als fairer Verlierer: „Wir haben die letzten zehn Spiele mit nur zehn Leuten gespielt, sind einfach müde. Dresden war super aggressiv, uns in allen Belangen überlegen und in diesem fünften Spiel einfach zu gut.“

Stuttgarterinnen feiern sich trotzdem als Siegerinnen

Doch obwohl bei der Siegerehrung Tränen flossen (vor allem bei Mittelblockerin Nichole Lindow, die ihr letztes Spiel für Stuttgart bestritt), gibt es keinen Grund, allzu lange traurig zu sein – zumindest aus Sicht der Verantwortlichen. „Wir können stolz auf diese Saison sein“, erklärte Manager Bernhard Lobmüller, während jede seiner Spielerinnen eine Silbermedaille überreicht bekam, „wir waren trotz unseres Verletzungspechs in zwei Endspielen und haben in der Champions League überzeugt. Mehr geht kaum.“ Und der neue Geschäftsführer Aurel Irion erklärte: „Unglaublich, was Mannschaft, Trainer und Umfeld geleistet haben. Wir haben zwar nicht einen so breiten Kader und eine so große individuelle Qualität wie Dresden, waren aber vier Spiele lang und zuvor auch schon im Pokalfinale auf Augenhöhe. Nächste Saison greifen wir wieder an.“

Das hat vor allem Kim Renkema ein bisschen getröstet. Die Außenangreiferin musste wie ihre junge Kollegin Michaela Mlejnkova wochenlang durchspielen, nach den vielen Verletzungen hatte Coach Hernandez auf ihrer Position keine Wechselmöglichkeit mehr. Und trotzdem hätte es fast zum DM-Titel gereicht. „Wir waren so nahe dran, das ist eine Silbermedaille mit Goldrand“, meinte die Niederländerin völlig entkräftet, „wir haben in dieser personellen Besetzung eine sensationelle Saison gespielt – es war das schönste Jahr meiner Karriere.“

Dazu passte, dass am Ende nicht mehr Sido den Ton angab, sondern Queen. Als in der Halle zu Ehren der Dresdnerinnen „We are the Champions“ lief, stimmten die Stuttgarterinnen mit ein. Denn ein bisschen wurde dieses Lied auch für sie gespielt.