Mit einem Hundeflüsterer an der Seite kann Herrchen eine Hüttentour über die Alpen wagen.

Gipfelglück mit Bello: Mit einem Hundeflüsterer an der Seite können Herrchen und Frauchen eine Hüttentour über die Alpen wagen.

 

Gemächlich stapft die Karawane Richtung Gipfel. Hund, Herrchen, Hund, Frauchen, Hund, Hund, Herrchen. Das ist wahrlich keine alltägliche Wandergruppe, die sich da aufgemacht hat, um die Alpen von Vorarlberg nach Meran zu überqueren. Zehn Wanderer und ihre Hunde, sechs Tage sind sie unterwegs. Die Teilnehmer träumen seit Jahren von einer ausgedehnten Tour durch die Berge. Mit Hüttenübernachtung und Gipfelglück, vor allem aber: mit Hund.

Eine Hundenase wittert in der frischen Bergluft alle paar Minuten einen neuen, interessanten Duft, die wachen Augen entdecken nach jeder Kehre ein anderes, bis dato nie erspähtes Tier. Da kann man nicht ruhig bleiben und brav neben Herrchen hertraben. "Mi t Hund in die Berge? Unmöglich", dachte der Berliner Klaus Waller bis vor kurzem. Zig Versuche habe er mit seiner Walli unternommen, jedes Mal hat es Ärger gegeben. Walli hat Erdmännchen gejagt, Wanderer erschreckt, Hüttenwirte erzürnt. Waller hat es aufgegeben. Bis er von dieser Tour hörte: mit Gleichgesinnten und ihren Hunden durch die Berge, die Hüttenwirte sind auf die Truppe vorbereitet, ein Hundetrainer sorgt dafür, dass sich die Vierbeiner ordentlich aufführen und niemanden stören.

"Es funktioniert. Ich bin total glücklich", sagt Waller und streichelt seiner Hündin über den Kopf, die ruhig neben ihm trabt, obwohl eine Herde Kühe eigentlich genug Ablenkung bieten würde. Auch die anderen Hunde sind brav. Das liegt an Christoph Rüscher, der mit seinem Unternehmen Lex Lupo seit drei Jahren derartige Touren organisiert. Im Hauptberuf ist er Betreiber einer Tankstelle, in seiner Freizeit wird er zum Hundeflüsterer. Selbst problematische Fälle bekommt er in den Griff, indem er – vereinfacht gesagt – den Hunden ihre Grenzen aufzeigt. "Wir arbeiten ohne Leckerli und Spielzeug. Bestechung gibt nur kurzen Erfolg und somit kein Vertrauen." Er gibt strenge Befehle, nimmt eine dominante Körperhaltung ein, lässt sich nicht erweichen vom mitleidigen Hundeblick. "Ich bin der Chef, das muss der Hund kapieren, dann hört er auf mich." Immer? Als Rüscher zur Antwort ansetzen will, rennt seine Hündin in vollem Tempo davon. Sie hat einen Vogel erspäht. "Nicht immer, aber meistens", sagt er. Immerhin hat er die übrigen Hunde so weit im Griff, dass keiner ausbüxt. Die Vierbeiner sind auch brav, als sich eine andere Wandergruppe nähert. Rüscher hat bei der Einführung klare Regeln ausgegeben, und Klaus Waller hält sich daran. Er läuft vorn, hat andere Bergsteiger erspäht und ruft sofort: "Leinen an." Die Teilnehmer greifen schnell an ihre Rucksäcke, ziehen die nötigen Utensilien hervor und nesteln kurz am Halsband der Tiere. Die Gruppe wartet. Die Wanderer ziehen vorüber und staunen: "Das geht aber diszipliniert zu bei euch."

Nicht immer sind die Menschen freundlich, wenn sie auf die Hundetruppe treffen. "Wir geben unser Bestes. Die Hunde bellen nicht, und so muss man uns auch akzeptieren", erklärt Rüscher. Auch bei den Hüttenwirten muss der Vorarlberger oftmals noch Überzeugungsarbeit leisten. "Aber wenn sie beim ersten Mal sehen, wie gut das klappt, sind wir immer wieder willkommen." Zum Beispiel an diesem Abend in der Memminger Hütte. Erschöpft treffen Rüscher und seine Gäste ein. Die Wanderer werfen die Rucksäcke von sich, sinken auf der Terrasse nieder und ordern Wasser oder Bier. Viel Zeit bleibt aber nicht, schließlich muss die Gruppe ihr Quartier im Winterlager beziehen. Hund und Herrchen übernachten gemeinsam in den Räumen. Mensch im Stockbett, Tier auf dem Boden. "99 Prozent der Gäste wollen, dass die Lieblinge mit im Zimmer sind", sagt Rüscher. Die Nacht verläuft ruhig, manche der Bergsteiger, die im Haupthaus geschlafen haben, haben bis zum Frühstück gar nicht mitbekommen, dass eine Gruppe mit Hunden auf der Hütte war.

Obwohl es regnet, zieht Rüscher früh mit seiner Truppe los, schließlich beträgt die tägliche Gehzeit bis zu sechs Stunden. Es ist zum Glück kein Dauerregen, sondern nur ein kurzer Schauer. Aber die Hunde sind pitschnass. Bei der ersten Rast kramt Rüscher in seinem riesigen Rucksack und holt zwei große Handtücher hervor. Trockenrubbeln. Den Rest erledigt die Sonne, die sich schon bald wieder durch die Wolken kämpft. Es bleibt die einzige feuchte Etappe der Tour. Am Ende ist auch Klaus Waller überglücklich. Und seine Walli macht einen total aufgeweckten und frischen Eindruck. Dabei habe er sich noch Sorgen um seine alte Dame gemacht. So viel Bewegung sei sie nicht mehr gewohnt. Waller hat sogar extra Futterportionen vor der Alpenüberquerung geordert. Zum Glück konnten die Wanderer während der Tour zwei Päckchen in Empfang nehmen, gefüllt mit Dosenfutter, die Rüscher vorausgeschickt hatte. Waller: "Sonst wäre ich derjenige gewesen, der schlappmacht – vor lauter Gepäck."

Alpentrekking mit Hund

Infos
Der Veranstalter Lex Lupo mit Sitz in Au/Bregenzerwald bietet am Sonntag, 22. August, eine eintägige Sommerwanderung im Bregenzerwald an (Preis 45 Euro).
Das nächste Alpentrekking ist vom 23. bis zum 26. September geplant (geführte Tour, drei Übernachtungen mit HP, Transfers etc., Kosten. 345 Euro). Ausgangspunkt/Start: jeweils in Au-Schoppernau im Bregenzerwald. Kontakt: Telefon 0043/5515/2311. www.lexlupo.com

Weitere Veranstalter Das Portal www.wandernmithund.de gibt Tipps und Tricks zum Thema, außerdem enthält es ein Forum und Tourenbeschreibungen für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Auch unter www.hundebergtouren.ch finden sich viele zahlreiche Tipps und Anregungen, was man beachten muss, wenn man mit einem Vierbeiner unterwegs in den Alpen ist.
Bei www.dogstours.de kann man Wandertouren für Hund und Herrchen buchen (ein, drei oder sechs Tage). Ähnliche Angebote gibt es auch unter: www.travel4dogs.de
Einen Katalog mit Pauschalreisen und Hundewanderungen kann man bestellen unter: www.hundewandern.de