Jan-Hendrik Saß sammelt im Bundesfreiwilligendienst Erfahrungen für den künftigen Erzieherberuf. Eingesetzt ist er im Berufsbildungswerk der Diakonie Stetten in Waiblingen.

Waiblingen - Jan-Hendrik Saß ist „Bufdi“. So nennt man umgangssprachlich die Menschen in Deutschland, die seit Juli 2011 ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) leisten. „Das ist genau das, was ich machen wollte“, sagt der junge Mann, der von seinem Einsatz beim Berufsbildungswerk (BBW) der Diakonie Stetten überzeugt ist. „Hier hab ich es mit jungen Menschen zu tun, die ich darin unterstützen kann, eine gewisse Ordnung in ihren Alltag zu bringen. Eigentlich gebe ich das weiter, was ich selbst erst vor kurzer Zeit gelernt habe. Das ist – glaube ich – auch meine Stärke: sie nehmen mich ernst.“

 

Nach den „Zivis“ kamen die „Bufdis“

Nachdem die allgemeine Wehrpflicht 2011 weggefallen und somit auch der Zivildienst abgeschafft worden war, hatte die Bundesregierung den neuen Dienst geschaffen, um Menschen jeden Alters die soziale Arbeit mit einer Aufwandsentschädigung zu ermöglichen. Die Hoffnung damals war, dass die Aufgaben, die in den Jahren zuvor Zivildienstleistende übernommen hatten, durch den BFD ersetzt werden können. Auf der BFD-Homepage heißt es, dieses Ziel sei inzwischen „erfolgreich erreicht“. In der Realität sieht das allerdings zum Teil anders aus, sagen diejenigen, die solche Stellen zu besetzen haben. „Wir müssen jedes Jahr richtig Werbung für unsere Einrichtung machen“, erläutert Hannah Kaltarar von der Diakonie Stetten. Als Träger des Berufsbildungswerks in Waiblingen bietet die Diakonie jedes Jahr vielen Interessierten die Möglichkeit sich als Freiwilliger im Bundesdienst zu orientieren und weiterzubilden. „Der Vorteil bei den Zivildienstleistenden war, dass junge Menschen, die nicht zur Bundeswehr wollten, automatisch in den sozialen Dienst kamen“, sagt Hannah Kaltarar.

Der Bundesfreiwilligendienst ist, wie der Name schon sagt, freiwillig. Und neben dem Sozialdienst können die Bufdis auch in den Bereichen Sport, Integration, Kultur, Bildung und im Zivil- und Katastrophenschutz aktiv werden. Im Durchschnitt dauert der freiwillige Dienst zwölf Monate. Die Mindestdauer ist sechs, die maximale 24 Monate.

Jan-Hendrik Saß fühlt sich in seinem Arbeitsumfeld sichtlich wohl. „Das coole hier im Berufsbildungswerk ist, dass wir als Bufdi auf Augenhöhe mitgestalten dürfen“, betont er. Einmal in der Woche bespricht sich das Team und alle bringen ihre Vorschläge ein. Jan-Hendrik Saß hatte vor einiger Zeit angeregt, mit seiner Azubi-Gruppe und einem hauptamtlichen Betreuer einen Stadionbesuch beim VfB Stuttgart zu machen. „Das war eine Gaudi“, erinnert sich der 19-jährige. „Die Jungs und Mädels hier brauchen so was – und mir hat das auch super Spaß gemacht.“

Verantwortung für andere übernehmen

Dass der Job auch nerven kann, hat der junge Freiwillige auch schon festgestellt. „Donnerstagabends ist es manchmal richtig schlimm“, berichtet er. „Wenn die Jugendlichen einfach ihre Bude nicht aufräumen, muss ich hinterherputzen und darf ihnen dann am nächsten Tag eine Standpauke halten.“ Verantwortung für andere Menschen übernehmen und konsequentes Handeln praktizieren. Das sind nur zwei Zusatzqualifikationen, die Jan-Hendrik Saß bei seiner Arbeit im Berufsbildungswerk Waiblingen im Rahmen des BFD bisher gelernt hat. Seit September 2016 macht er dort seinen Job, nach Aussage von Hannah Kaltarar sehr gewissenhaft. Die Arbeit mit den Jugendlichen habe ihn in seinem Berufswunsch bestätigt, erzählt der 19-jährige Bufdi. Er möchte Jugenderzieher werden.