Sieben Pflegekräfte aus Serbien haben ihre Ausbildung im Projekt „Triple Win“ abgeschlossen und nun einen festen Arbeitsplatz bekommen.

Stammheim - „Ich liebe meine Arbeit. In der Gesellschaft von Senioren fühle ich mich wohl“, sagt Sabina Habibovic-Kalic und lächelt ein wenig schüchtern. Die 29-Jährige scheint ihren Traumberuf gefunden zu haben: Sie ist eine von insgesamt sieben serbischen Pflegefachkräften, die dank des Pilotprojektes „Triple Win“ eine Arbeitsstelle bei der Evangelischen Altenheimat (EAH) gefunden haben. Seit dem 1. Januar haben die sechs Damen und ihr männlicher Kollege eine Festanstellung als Gesundheits- und Krankenpfleger. Drei arbeiten in der Weilimdorfer Altenwohnanlage am Lindenbachsee, drei im Emma-Reichle-Heim in Hedelfingen und eine im Stammheimer Luise-Schleppe-Haus. Begonnen hatte die Ausbildung im Dezember 2013.

 

Triple Win ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsagentur der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV), der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Der Begriff Triple Win soll symbolisieren, dass alle drei am Projekt beteiligten Parteien davon profitieren: die deutschen Arbeitgeber, die Pflegekräfte und die Herkunftsländer. Vermittelt werden Männer und Frauen aus Nicht-EU-Staaten, in denen es viele Arbeitslose gibt. „Es ist uns wichtig, dass die Herkunftsländer nicht unter dem Programm leiden. Wir wollen die Leute nicht dort abziehen, wo man sie braucht“, sagt Björn Gruber von der GIZ, der das Pilotprojekt leitet.

In Serbien waren die beiden Pflegerinnen lange arbeitslos

Auch Ivana Nikolic ist froh, dass sie in Deutschland einen Job gefunden hat. „Ich bin hergekommen, damit meine beiden Kinder eine Zukunft haben“, erzählt die 30-Jährige, die in Hedelfingen arbeitet. In Serbien wäre dies nicht der Fall gewesen, weshalb sie auch kein Heimweh habe. Ihre Familie, die dort noch wohnt, vermisse sie aber sehr. Sie hofft, dass der Ehemann und die Kinder bald nach Deutschland ziehen können. Bevor Nikolic mit Triple Win begann, war sie fünf Jahre arbeitslos.

Zwei Jahre ohne Arbeit war Sabina Habibovic-Kalic, die in der Altenwohnanlage am Lindenbachsee in Weilimdorf beschäftigt ist. Nach ihrer Pflegeausbildung in Serbien hatte sie unter anderem als Englischlehrerin gearbeitet, um sich finanziell über Wasser zu halten. Sechs Monate bevor sie nach Deutschland kam, hat sie geheiratet.

Ihre Entscheidung, so erzählt sie, habe sie nicht eine Sekunde lang bereut. Ganz im Gegenteil: „Stuttgart gefällt mir sehr.“ Nur mit dem Schwäbischen hapere es noch ein wenig. Ihre Kenntnisse in Hochdeutsch hingegen sind sehr gut. Das liegt nicht zuletzt daran, dass während des Projektes auf das Erlernen der Sprache größter Wert gelegt wurde.

Die Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg

„Intensive Sprachkurse sind sehr wichtig“, sagt Hans Kübler, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Altenheimat. Die Stiftung, die ihren Sitz in Zuffenhausen hat, betreibt 14 Seniorenheime in Stuttgart und beschäftigt 1000 Mitarbeiter. Kübler räumt ein, dass er anfangs Vorbehalte hatte. Viele Pflegekräfte kämen über unseriöse Wege nach Deutschland und seien im Berufsalltag schnell überfordert. Die Vorbehalte, das betont Kübler, seien schnell zerstreut worden. Motivation, Fachkenntnisse und sprachliche Fertigkeiten der sieben Serben seien von Anfang an auf einem sehr hohen Niveau gewesen.

„Ich pflege mit Herz, Kopf und Händen“, sagt Sabina Habibovic-Kalic. Ihre Kollegen würden ihr sehr helfen, Probleme habe es weder mit ihnen noch mit den Angehörigen der Senioren gegeben. Um falschen Erwartungen vorzubeugen, absolvierten alle Teilnehmer des Pilotprojektes in ihrem Heimatland einen fünftägigen Pflegefachkurs und kamen für eine einwöchige Hospitanz nach Stuttgart. Altenpflegeheime gibt es in Serbien nämlich kaum, der Beruf des Altenpflegers ist unbekannt. Dass die Wahl der Evangelischen Altenheimat auf Serbien fiel liegt daran, dass es im Unternehmen bereits einige Mitarbeiter von dort gibt.

„Mit unseren Investitionen möchten wir einen dauerhaften Erfolg erzielen“, sagt Hans Kübler. Zwar sei Triple Win nur eine Säule der Personalgewinnung, man könne sich das Projekt aber als laufende Maßnahme vorstellen. Deshalb liefen momentan Gespräche über eine mögliche zweite Runde. Seitens der Anbieter scheint der Weg dafür frei zu sein: Eigentlich war die Laufzeit des Pilotprojektes bis Ende 2014 angelegt, nun ist sie aber um zwei Jahre verlängert worden.