Der ehemalige Vorsitzende der AfD, Bernd Lucke, tritt aus der Partei aus. Lucke erklärte am Mittwochabend in Straßburg, über die mögliche Gründung einer neuen Partei habe er noch nicht entschieden.

Stuttgart - Bernd Lucke tritt aus der AfD aus. Das kündigte der Gründer der Alternative für Deutschland, der am Wochenende als Parteichef abgewählt worden war, am Mittwochabend in Straßburg an. Über die mögliche Gründung einer neuen Partei habe er noch nicht entschieden, erklärte der 52-jährige Europaabgeordnete.

 

Zu den Gründen für seinen Rückzug sagte Lucke, er wolle nicht als „bürgerliches Aushängeschild für politische Vorstellungen missbraucht werden“, die er aus tiefster Überzeugung ablehne. Zu diesen Vorstellungen, die in der AfD inzwischen weit verbreitet seien, zählten eine antiamerikanische Grundhaltung, ausländerfeindliche Ansichten und fundamentale Systemkritik.

Bei einem Mitgliederparteitag in Essen hatten sich am Wochenende die nationalkonservativen Kräfte in der AfD klar durchgesetzt. Zur ersten Vorsitzenden wurde die frühere Co-Vorsitzende Frauke Petry aus Sachsen gewählt, Lucke gehört dem neuen Bundesvorstand nicht mehr an. Vorangegangen war ein monatelanger Machtkampf zwischen Petry und Lucke, der eher für liberal-konservative Ansichten steht.

Wutbürger in der AfD

In der Erklärung des 52-jährigen heißt es weiter: „Ich habe sicherlich Fehler gemacht und zu den größten gehört zweifellos, dass ich zu spät erkannt habe, in welchem Umfang Mitglieder in die Partei drängten, die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen.“ Beim Parteitag in Essen habe sich dann gezeigt, dass diese Wutbürger inzwischen in der AfD in der Mehrheit seien.

Nach Luckes Angaben sind seit dem Wochenende über tausend Mitglieder aus der AfD ausgetreten. Der von Lucke initiierten Verein „Weckruf 2015“ will diese Woche entscheiden, ob er kollektiv die AfD verlässt und eine neue Partei gründet.

Der stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Alexander Gauland hat den Austritt von Bernd Lucke bedauert. „Ich finde es schade, ich hätte mir gewünscht, dass er dabei bleibt und um seine Ansichten in der Partei kämpft“, sagte Gauland am Mittwoch in Potsdam. Dass Lucke mit der möglichen Gründung einer neuen Partei Erfolg haben könnte, glaubt Gauland nicht. „Bernd Lucke ist wirklich kein guter Parteiführer“, sagte der Brandenburger Landesvorsitzende. „Er hat nur immer sich im Mittelpunkt gesehen und nicht die Partei, und dieser Fehler wird ihm wahrscheinlich auch wieder passieren, wenn er eine neue Partei gründet.“

Die AfD hat nach Parteiangaben rund 23.000 Mitglieder, der Weckruf nach eigenen Angaben gut 4000 Anhänger.