Der Auftritt der Alternative für Deutschland im Forum am Schlosspark schlägt im Vorfeld hohe Wellen. Einer der Gründe dafür ist die Gästeliste.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - So ganz trifft die Aussage auf der Homepage des Forums am Schlosspark in diesem Fall nicht zu: „Unser Haus mit seiner bekannten Bühne heißt Sie herzlich willkommen in der schönen Barockstadt“, ist auf der Seite zu lesen. Den Mieter jedoch, der das Forum für den kommenden Dienstag reserviert hat, heißt die Stadt keineswegs herzlich willkommen. Bei Anfragen von Parteien sei die Stadt „gezwungen“, die Anmietung des Forums zuzulassen – wenn der Antragssteller nicht eindeutig verfassungswidrig sei, erklärt der Oberbürgermeister Werner Spec. Da das Forum nicht belegt war, belegt es am 18. Juli um 19 Uhr also die Alternative für Deutschland mit einer Art Staraufgebot.

 

Die Partei rechnet mit Schlimmem

Jörg Meuthen, der Bundesvorsitzende und Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag, wird im Forum auftreten. Außerdem Nicolaus Fest, Ex-„Bild“-Journalist und Kandidat für den Bundestag – und natürlich Martin Hess, der nach der Wahl im September den Wahlkreis Ludwigsburg in Berlin vertreten will. Die Partei gehe davon aus, dass Martin Hess, der auf Platz sieben der Landesliste steht, in den Bundestag einziehe. Deshalb habe man namhafte Wahlkämpfer engagiert, sagt Gottfried Minnich, der Sprecher des Kreisverbandes. Erstmals werde man auch einen Livestream anbieten, so dass Interessierte die Veranstaltung über das Internet verfolgen können, die nicht ins Forum kommen – weil sie „Sorge haben“ vor Protesten.

Das Bündnis „Ludwigsburg gegen Rechts“ hat bereits angekündigt, der AfD den Wahlkampf vermiesen zu wollen. Für den kommenden Dienstag um 18 Uhr ruft die frisch gebildete Initiative, der mehrere linke Gruppierungen sowie der Ökolinx-Stadtrat Oliver Kube angehört, zur Kundgebung unter dem Motto „Kein Platz für rechte Hetze in Ludwigsburg“ auf.

Viel Erfahrung mit Protest gegen die AfD

Nach Angaben von Gottfried Minnich bewachen Mitarbeiter des beauftragten Sicherheitsdienstes das Forum bereits zwei Tage vor der Veranstaltung. „Damit kein Anschlag entsteht.“ Die Polizei hat am Tag selbst außer den Einsatzkräften des Ludwigsburger Reviers Kollegen aus Göppingen im Einsatz sowie ein Antikonfliktteam. „Es wird einen der Lageentwicklung gemäßen Personaleinsatz geben“, sagt Peter Widenhorn von der Pressestelle der Polizei – die bereits Erfahrung mit Demos gegen die AfD in Ludwigsburg hat.

Als vorigen November der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke im Hotel Krauthof auftrat, protestierten rund 150 Personen gegen die Veranstaltung. Ebenso, als der Erfurter Flügel der Partei im Januar seine Neujahrsfeier dort abhielt. „Wir hoffen, dass wir eine Steigerung schaffen“, sagt Oliver Kube über die kommende Aktion.

Kommunen suchen Auswege

In Esslingen waren die Sicherheitsvorkehrungen der Grund, warum die AfD ihren Landesparteitag im Januar dort absagte. Aus Sorge vor Auseinandersetzungen hatte die Polizei so hohe Anforderungen gestellt, dass die Partei nach Nürtingen auswich. Pliezhausen (Kreis Reutlingen) stellt seine Räume für politische Veranstaltungen seit Kurzem gar nicht mehr zur Verfügung. Und Gerlingen vermietet nur dann an Parteien, wenn die Presse darüber berichten darf. Das wäre im aktuellen Fall kein Thema. Journalisten sind ausdrücklich als „Ehrengäste“ geladen. „Wir freuen uns auf Sie“, heißt es in der Einladung – die auch der Linke Oliver Kube bekommen hat. Die Partei würde sich freuen, wenn Oliver Kube sich eine AfD-Veranstaltung nicht immer nur vor dem Gebäude anschaue, erklärt Minnich. Kube hat die Einladung postwendend abgelehnt. Er habe keine Zeit, weil „da ne AfD-Veranstaltung ist“.

Womöglich bekommt er für den 13. September ein neues Angebot. An jenem Mittwoch tritt in der Musikhalle Alice Weidel auf, die AfD-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg.

Mut gegen Rechts

Festival
Am Samstag, 15. Juli, findet auf dem Akademiehof das Festival Mut gegen Rechts statt, das das gleichnamige Bündnis organisiert. Von 15 Uhr an spielen dort fünf Bands. Der Hauptact ist die Ska-Gruppe Spicy Roots.

Protest
Bereits um 13 Uhr startet an der Musikhalle ein Demonstrationszug, der sich gegen den „menschenverachtenden Umgang mit Geflüchteten“ richtet.