Alternative Heilmethoden liegen im Trend. Viele Patienten vertrauen auf die Kraft sanfter Medizin. In unserer Serie stellen wir Heilmethoden und Therapien der Welt vor.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Ayurveda ist das älteste Medizinsystem der Welt. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und bedeutet Wissenschaft vom Leben. Seit mehr als 3000 Jahren praktizieren indische Ärzte diese Heilkunst, die der Behandlung von Krankheiten sowie der Förderung und Stabilisierung der Gesundheit dient. Ayurveda bezieht Lebensweise, Ernährung, Denken und Glaube mit ein.

 

Die Tri-Doshas: Vata, Pitta, Kapha

Alle körperlichen, geistigen und seelischen Funktionen werden von den drei Lebenskräften (Doshas) gesteuert: Vata steht für Aktivität und Bewegung; Pitta regelt die Verdauung, den Stoffwechsel und den Wärmehaushalt; Kapha beeinflusst die Körperflüssigkeiten und das Immunsystem. Die Tri-Doshas stehen in enger Verbindung zu den fünf kosmischen Elementen Luft, Feuer, Wasser, Erde und Äther. Vata ist aus Luft und Feuer entstanden, Pitta aus Feuer und Wasser, Kapha aus Erde und Wasser.

Die Aufgabe des Therapeuten

Der Therapeut muss herausfinden, welche der Tri-Doshas beim Patienten vorherrscht und welche äußeren und inneren Faktoren zur Disharmonie führen. Gemäß der ayurvedischen Konstitutionslehre verfügt jeder Mensch von Geburt an über ein spezifisches Dosha-Mischverhältnis, das seine Konstitution bestimmt.

Jeder Dosha werden spezifische Eigenschaften zugeordnet, mit deren Hilfe gesundheitliche Störungen diagnostiziert werden können. So reguliert Vata das Wachstum und geistige Reifen. Zu viel Vata kann zu nervöser Unruhe führen. Um es zu beruhigen, verordnet der ayurvedische Therapeut einen Stirnguss aus Kräuterölen. Der ununterbrochene Ölstrom, der auf Stirn und Schläfen rinnt, soll zu einer tiefen Entspannung führen.

Behandlung mit Ölen

Ölbehandlungen gehören zu den bekanntesten ayurvedischen Anwendungen. Sie sind Teil einer umfassenden Entgiftungstherapie. Auch Schwitzkuren, Ernährungs- und Aromatherapie sowie Heilkräuter gehören zum Standardrepertoire.

In der ayurvedischen Küchespielen Gewürze wie Ingwer, Kardamom, Nelken, Kurkuma und Zimt, welche die Verdauung anregen sollen, eine wichtige Rolle. Auch das Trinken von heißem Wasser dient der inneren Reinigung. Eine geregelte Verdauung wird als Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden angesehen.

Pancha-Karma-Kur

Ayurveda will den Menschen dazu bringen, sein kosmisches Potenzial und seine Persönlichkeit in Einklang zu bringen, damit er im Gleichgewicht mit sich, seinen Mitmenschen und der Welt lebt. Kernstück der ayurvedischen Medizin ist die Pancha-Karma-Kur mit ihrem fünffachen Reinigungsritual:

1. Nasen und Nebenhöhlen werden gereinigt, indem aromatische Öle in die Nasenlöcher geträufelt werden.

2. Das Abführen erfolgt mit Rizinusöl und dient der Reinigung der inneren Organe.

3. Durch Einläufe mit Sesamöl oder abgekochten Heilpflanzen soll überschüssiges Ama (Unverdautes) ausgeschieden und Vata reguliert werden.

4. Überschüssiges Ama und Kapha aus Lunge und Magen werden durch Erbrechen ausgeschieden.

5. Auch ausleitende Verfahren wie blutiges Schröpfen oder Aderlass werden praktiziert.

Fazit: Aktive Gesundheitspflege

Anwendungsgebiete sind primär chronische Erkrankungen wie Rheuma, Allergien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen sowie Haut- und Nasennebenhöhlenleiden. Ayurveda soll das Bewusstsein dafür wecken, dass Gesundheit ein Gut ist, das man aktiv erwerben und pflegen muss.