Alternative Heilmethoden liegen im Trend. Viele Patienten vertrauen auf die Kraft sanfter Medizin. In unserer Serie stellen wir Heilmethoden und Therapien der Welt vor.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Die nach dem englischen Arzt Edward Bach (1886-1936) benannte Bach-Blüten-Therapie will helfen, die verloren gegangene seelische Harmonie wiederzufinden und negative Gemütsstörungen zu überwinden. Das innere Gleichgewicht soll reharmonisiert, die Selbstheilungskräfte sollen aktiviert werden.

 

Positiver Impuls für Gefühle

Die Therapie behandelt körperliche Symptome nicht direkt, sondern versucht, menschlichen Gefühlen einen positiven Impuls zu geben. Nach Ansicht ihrer Anhänger vermag diese alternative Heilmethode augenblickliche Verstimmungen wie auch länger andauernde negative Befindlichkeiten zumindest abzumildern.

Ernsthafte physische und psychische Erkrankungen können damit allerdings nicht behandelt werden. Die Blütenessenzen sollen prophylaktisch wirken, Beschwerden vorbeugen und den Gesundungsprozess unterstützen.

Disharmonische Seelenzustände

Bach erforschte 38 sogenannte disharmonische Seelenzustände, für die er Blütenessenzen herstellte. 1981 wurde diese Therapie von Mechthild Scheffer in Deutschland eingeführt und fand bald große Verbreitung. Die Konzentrate werden aus wildwachsenden Pflanzen und Bäumen aufbereitet.

Ihre Gewinnung erfolgt nach genau festgelegten Regeln: Wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen, ist es die beste Sammelzeit. Die Blüten werden gepflückt, in eine Schüssel mit Quellwasser gelegt und drei bis vier Stunden in die Sonne gestellt. Das Blütenwasser wird anschließend mit Alkohol vermischt. Aus dieser Urtinktur werden nach einem Verdünnungsvorgang die Essenzen gewonnen.

Psychische Befindlichkeiten

Den 38 Bach-Blüten-Essenzen sind bestimmte psychische Befindlichkeiten zugeordnet. So soll beispielsweise die Lärche bei zu wenig Selbstvertrauen und bei Versagensängsten helfen, die Rote Kastanie ist bei übergroßer Sorge, die Walnuss bei Verunsicherung, die Ulme bei Überforderung und die gefleckte Gauklerblume bei Schüchternheit und Scheu indiziert.

Die Blütenessenzen sind in Apotheken erhältlich. Bei akuten psychischen Zuständen wie nach einem Unfall oder bei einem Schock kommen häufig Notfall-Blütenmischungen - die beliebten Rescue- Tropfen - zum Einsatz.

Ungiftig, aber auch wirksam?

Die Bach-Blüten-Therapie kann den Gang zum Arzt nicht ersetzen. Die Pflanzenprodukte eignen sich zur Selbstbehandlung und werden in der Regel über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten eingenommen. Die Essenzen sind ungiftig und mit jeder medikamentösen Therapie kombinierbar, ohne das dabei ernsthafte Nebenwirkungen zu befürchten wären.

Fazit: Nutzlos oder nutzwertig?

Schulmediziner bemängeln, dass es für die Wirkung der Bach-Blüten-Therapie keine wissenschaftlichen Belege gibt. Kritiker sehen in den Verdünnungen Placebos. Bach-Blüten lassen sich – anders als synthetische und phytotherapeutische Mittel – nicht biochemisch nachweisen, weil in der Tinktur nach dem Verdünnungsprozess kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden ist.

In einem Memento des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen heißt es: „Wir bewerten die Bach-Blütentherapie als ‚unklar‘: Das zugrunde liegende Krankheitskonzept ist ebenso wenig naturwissenschaftlich fundiert wie die Zuordnung der einzelnen Pflanzen zu seelischen Problemen. Die gefundenen wissenschaftlichen Studien zeigen keine Hinweise auf einen Nutzen.“

Bachs Anhänger hingegen gehen davon aus, dass die „Informationen“ der Pflanzen in der Lösung gespeichert sind. Beim Trinken würden diese aufgenommen und verarbeitet. Bei ernsthaften Erkrankungen sollte man nicht auf die Blütenessenz-Therapie, sondern auf medizinische Therapien vertrauen.