Obwohl es dringenden Bedarf an Räumen gibt, wird das leer stehende Feuerwehrmagazin an der Korntaler Straße nur unzureichend genutzt. Von Seiten der Stadt gibt es widersprüchliche Aussagen zum Stand der Untersuchungen für eine mögliche Interimsnutzung.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Im Stadtbezirk fehlen Räume für Vereine und Gruppen. „Wir haben einen riesigen Bedarf, aber nichts, was wir den Ehrenamtlichen anbieten können“, sagt Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Der Freundeskreis für Flüchtlinge zum Beispiel suche händeringend Räume zum Spielen für Kinder, um Sprachkurse anzubieten oder einfach Begegnungen zu ermöglichen. Auch Lagerflächen, etwa für Spenden würden benötigt. „Uns fehlen Räume für alles“, bringt es die Bezirksvorsteherin auf den Punkt.

 

Platz genug gäbe es dabei nur einen Steinwurf von der Schloss-Scheuer entfernt: im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus. Im April ist die Freiwillige Feuerwehr dort ausgezogen. Seitdem steht das Erdgeschoss mit Fahrzeughalle und Aufenthaltsräumen leer. Auch im Stockwerk darüber gäbe es Platz. Doch der rund 140 Quadratmeter große Gemeindesaal darf aus brandschutzrechtlichen Gründen nur von maximal 30 Personen genutzt werden (wir berichteten).

Eigentlich wünschen sich die Stammheimer ein neues, modernes Bürger- und Familienzentrum an der Stelle, wo derzeit noch das Feuerwehrhaus steht. Geld gibt es für einen Neubau aber keines. Trotz eines Antrags der Freien Wähler wollte der Gemeinderat in den vergangenen Haushaltberatungen kein zusätzliches Geld für Planung, Abriss und Neubau bewilligen. Immerhin: Es stehen aktuell noch 155 000 Euro Planungsmittel zur Verfügung. Haushaltsreif wird das Projekt jedoch frühestens in den Beratungen für die Jahre 2018/19.

Nachrüstung des Saales „nicht zu vertreten“

Was also wird aus dem Gerätehaus? Das wollten der Bezirksbeirat und die Fraktion der Freien Wähler im Stuttgarter Rathaus wissen, letztere hatten sich mit einer Anfrage an den Oberbürgermeister gewandt. Dessen Antwort ist, was den Gemeindesaal betrifft, ernüchternd: Um den Saal übergangsweise für zwei bis drei Jahre für Gruppen von mehr als 30 Personen nutzbar zu machen, sei in jedem Fall ein zweiter Fluchtweg erforderlich. Außerdem fehlten eine Lüftung und ausreichend Toiletten. Darüber hinaus sei er nicht barrierefrei zugänglich. Kurzum: „Es ist davon auszugehen, dass allein die Nachrüstung des zweiten Fluchtweges bereits Kosten von rund 100 000 Euro verursachen“, heißt es in der Antwort des Oberbürgermeisters. „Angesichts der voraussichtlich zu erwartenden Kosten dürfte angesichts der kurzen Nutzungsdauer eine Ertüchtigung nicht zu vertreten sein.“

Baurechtliche Nutzungsänderung erforderlich

Was das Erdgeschoss angeht, hatte sich der Bezirksbeirat eine interimsweise Nutzung für Vereine und den Freundeskreis gewünscht. Hierfür sei eine „baurechtliche Nutzungsänderung“ erforderlich, mit der weitere Nachrüstungen verbunden seien, stellt OB Fritz Kuhn klar. Der genaue Umfang werde derzeit ermittelt. „Sollten sich die Kosten hierfür in einem vertretbaren Rahmen bewegen, kann eine entsprechende Nutzung in Erwägung gezogen werden.“ Sobald die Ergebnisse der Untersuchungen vorlägen, werde die Verwaltung über die weitere Vorgehensweise berichten.

Dem Leiter des Hochbauamtes Ulrich Klenk ist nichts von derartigen Untersuchungen bekannt. „Das ist mir neu“, sagt er auf Nachfrage der Nord-Rundschau. Man habe das gesamte Gebäude schon vor längerer Zeit auf eine Interimsnutzung und die damit verbundenen Kosten untersucht. Was die neuerliche Nutzung für das Erdgeschoss angehe, läge ihm aktuell kein Auftrag vor. „Machen kann man viel, wir planen gern und bauen gern, aber der Eigentümer des Gebäudes ist das Amt für Liegenschaften und Wohnen – von dort brauchen wir erst einen Auftrag.“

Und tatsächlich gibt es den Auftrag noch nicht. Thomas Zügel, Leiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnen, erklärt hierzu: „Wir werden das Gebäude erst am 11. Juli offiziell von der Feuerwehr übernehmen. Eine konkrete Überprüfung durch das Hochbauamt haben wir bislang noch nicht beauftragt. Wir werden die erforderlichen Untersuchungen unverzüglich nach der Übernahme auf den Weg bringen.“