Um dem Brandschutz genüge zu tun, wurde vor vier Jahren eine Gerüsttreppe am Südturm errichtet. Die provisorische Nottreppe war notwendig, kann aber keine Dauerlösung sein.

Stuttgart - Die Auflagen zum Brandschutz im Alten Schloss sind erfüllt, und genau darin besteht das Problem für die Leitung des Landesmuseums. Den Brandschutzbestimmungen ist nämlich nur deshalb genüge getan, weil das Landesmuseum eine provisorische Fluchttreppe angemietet hat. Ohne diese müssten Teile des Museums geschlossen werden. Doch selbst mit dem Provisorium kommt es zu langen Schlangen bei Sonderausstellungen.

 

„Wir haben im Bereich des Südturms keine zwei voll ausgebauten Fluchtwege, also können wir die Kapazitäten, die wir eigentlich haben, nicht nutzen“, sagt Cornelia Ewigleben, die wissenschaftliche Direktorin des Landesmuseums. Maximal 750 Besucher dürfen sich derzeit gleichzeitig im Landesmuseum im Alten Schloss aufhalten – allerdings nur auf verschiedene Ebenen verteilt. Dürfen mehr Besucher in die Sonderausstellung, dürfen weniger auf die übrigen Ebenen des Museums. Mit dem Provisorium muss das Landesmuseum wohl noch einige Zeit leben. Das Land Baden-Württemberg, Eigentümer des Alten Schlosses, wird das Geld für die Sanierung des entsprechenden Bauabschnitts wohl frühestens im Etat 2015/16 bereitstellen.

Notwendig geworden war der zweite Fluchtweg, nachdem im Jahr 2009 die Landesbauordnung aktualisiert worden war. Seitdem sei der zweite Fluchtweg bei Gebäuden mit Aufenthaltsräumen Pflicht, sagt der Baureferent Jan-Christian Warnecke vom Landesmuseum. Um die Dürnitzhalle im Erdgeschoss des Mittelbaus überhaupt nutzen zu dürfen, sei die Gerüsttreppe nahe des Südturms angebracht worden, sagt Karola Richter, die für Sicherheit und Gebäudemanagement verantwortliche Diplomingenieurin des Landesmuseums.

„Die Kapazitäten können wir nicht voll nutzen“

Die Miete für die Treppe koste das Museum monatlich 450 Euro, so Richter. Geld, welches das Landesmuseum solange einkalkulieren muss, bis das Land die Sanierung des Südturms in Angriff nimmt. Im Zuge dieser mit 1,45 Millionen Euro veranschlagten Gesamtmaßnahme soll der provisorische Fluchtweg aus der Dürnitz durch einen dauerhaften 1,20 Meter breiten Fluchtweg ersetzt werden, der über den Südturm zur Dorotheenstraße führt.

„Aus denkmalpflegerischer Sicht kann die Nottreppe am Alten Schloss keine Dauerlösung sein. Das wäre nicht genehmigungsfähig“, sagt Kirsten Rickes, die Leiterin des Stuttgarter Baurechtsamts. Zumal, wie auch Baureferent Jan-Christian Warnecke betont, die Gerüsttreppe ein Sicherheitsrisiko darstelle. Man habe sich ja schon fast daran gewöhnt, dass das Alte Schloss – egal ob Weindorf oder Christopher Street Day – die beliebteste Toilette der Stadt sei. Bei solchen Festen würden Jugendliche aber immer wieder versuchen, die Gerüsttreppe hochzuklettern, um auf den Wehrgang zu gelangen.

Das Alte Schloss wird derzeit sukzessive saniert. Momentan sind die Bauarbeiter im ersten Obergeschoss zugange. So froh die wissenschaftliche Direktorin des Landesmuseums darüber ist, dass das Land dort investiert, so sehr hätte sich Cornelia Ewigleben gewünscht, dass die Arbeiten am Südturm auf der Prioritätenliste weiter oben rangieren würden. „Das Alte Schloss ist schließlich ein Denkmal von besonderer Bedeutung und unser Anspruch an einen Museumsbetrieb ist ein anderer“, sagt sie.