Altkanzler Schröder bricht mit seinem Engagement beim halbstaatlichen russischen Energiekonzern Rosneft keine Regeln. Es wäre aber gut, wenn es für solche Fälle strengere Auflagen gäbe, meint unser Berliner Korrespondet Christopher Ziedler.

Berlin - Fast zwölf Jahre sind vergangen, seit der damalige Bundespräsident Horst Köhler dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder die Entlassungsurkunde ausgehändigt hat. Beide machen mit ihren aktuellen Tätigkeiten dieser Tage wieder von sich reden: Köhler wird UN-Sondergesandter für den Dauerkrisenherd Westsahara, Schröder Aufsichtsrat beim halbstaatlichen russischen Energiekonzern Rosneft. Köhlers neuer Job entspricht fast idealtypisch dem, wie sich ein Altbundespräsident auch nach seiner Amtszeit für das Allgemeinwohl einsetzen soll. Schröders Engagement dagegen ist, auch wenn es keine Regeln bricht, politisch instinktlos. Er will für ein Unternehmen arbeiten, gegen das wegen des Ukrainekonflikts EU-Sanktionen verhängt worden sind. Damit stellt er sich gegen ein außenpolitisches Anliegen auch der deutschen Bundesregierung.

 

Es wäre zu überlegen, ob nach der Amtszeit so hochrangiger Vertreter der Bundesrepublik nicht viel strengere Auflagen gelten müssen. Mit SPD oder CDU hat das nichts zu tun, auch wenn die Union sich auf Schröder einschießt. Ihr Ex-Bundespräsident Christian Wulff verhält sich nicht besser: Für eine türkische Modefirma zu arbeiten mag politisch weniger anrüchig sein – parallel auf seinem staatlichen Ehrensold zu beharren ist ebenfalls instinktlos.